König Jacob I. von England

König Jacob I. von England jagte sich einst eine Fliege wiederholt vom Gesichte und sprach endlich zornig: „Ich habe drei Königreiche, kannst du darin keinen andern Platz finden?“

Jacob I. von England, als König von Schottland VI., der unglücklichen Maria Stuart Sohn, war oft freigebig bis zur Verschwendung. Einer seiner Lieblinge sah einstens eine Last Geldes in den königlichen Schatz tragen, und äußerte gegen seinen Nachbar, wie glücklich ihn der Besitz dieses Geldes machen würde. Der König, welcher dieses hörte, ließ dem Günstlinge auf der Stelle die Summe schenken. Seine Freigebigkeit setzte ihn aber oft selbst in die größte Verlegenheit. Als er eines Tages spazieren fuhr, ward er mitten in den Straßen von London wegen 50 Louisd'or, welche der Hofsattler zu fordern hatte, von Gerichtsdienern verhaftet. Seine Leibwache, wie natürlich, wollte letztere in die Flucht schlagen; aber er verbot es, bezahlte die Summe und sagte: ,,Wer Gesetze gibt, muss sie auch beobachten.“


Jacob I. hatte die üble Gewohnheit, bei der kleinsten Veranlassung gewaltig zu fluchen und zu schwören. Eines Sonntags fiel ihm auf einer Fahrt, die er machte, plötzlich ein, einen berühmten Prediger in der Nähe der Straße zu hören, ließ von derselben ablenken und trat unversehens in die Kirche, wo der Prediger schon auf der Kanzel stand, und so eben sein Thema bekannt machte. Als er aber den König erblickte, gab er seiner Rede sogleich eine andre Wendung, und hielt eine scharfe Strafrede gegen die böse Gewohnheit des Schwörens und Fluchens. Darauf ging der König nach geendigtem Gottesdienste zu ihm, bezeugte ihm seine größte Zufriedenheit, zugleich aber auch seine Verwunderung, dass er, ein so großer Kanzelredner, sich so ganz von seinem Thema entfernt habe. „Da Ew. Majestät sich von Ihrem Wege entfernt hatten, hielt ich es heute für meine Schuldigkeit, mich auch ein wenig von dem meinigen zu entfernen,“ antwortete der freimütige Mann. Und Jacob belohnte ihn dafür.