Juden-Anekdoten

Juden-Anekdoten. Ein polnischer Jude, der bei dem Fallissement eines Berliner Bankiers stark beteiligt war, kam eigends deshalb nach Berlin, ohne dass es ihm gelingen wollte, den Schuldner zu sprechen. Endlich traf er dessen Frau. Auf sein Ersuchen, bei ihrem Manne vorgelassen zu werden, entgegnete diese, ihr Mann sei unpässlich und habe zu schwitzen eingenommen. „Zur Hälfte habt Ihr recht,“ antwortete der Israelite, „Euer Mann hat eingenommen, aber ich schwitze.“

— Ein Offizier fiel auf öffentlicher Straße vom Pferde. Ein nebenstehender Jude sagte: „Herr Offizier, das wäre mir ach nit geschehen!“ — „Was, Jude? bist Du ein besserer Reiter als ich?“ — „Das nicht,“ versetzte der Jude, „aber ich wäre nicht auf das Pferd gestiegen.“


— Ein Jude fragte einen Rechtsgelehrten in einem Prozess um Rat. „O, da ist nichts anzufangen,“ gab dieser zur Antwort; das ist lange durch das corpus juris entschieden. „Nu, Herr Hofrath,“ sagte der Jude, „aber so sagen Sie mir doch, wer der Herr corpus juris ist, und woher weiß denn dieser, was ich für Handel hab.“

— Ein Jude, der wohl nicht des Handels wegen nach Leipzig zur Messe gekommen war, stahl einem Studenten eine Uhr und wurde dabei ertappt. Der Bestohlene wollte ihn nun den Gerichten überliefern, durch vieles Bitten des Diebes ließ er sich endlich in einen Vergleich mit ihm ein, nämlich, dass er ihm vierzig Prügel aufzählen dürfe. Als er ihm die ersten zwanzig Prügel aufgezählt hatte, machte er eine Pause, diese währte aber dem Juden zu lange und er bat nun demütigst: „Ach, lieber Herr, geben Sie mir geschwinde noch das Restchen, sonst versäum' ich zu viel.“

Juden-Anekdoten. In dem hannoverschen Bade R. hält seit mehreren Jahren ein hannoverscher Jude, ein Mann von anerkannter Rechtlichkeit, eine Bank. Dahin geriet denn auch ein junger Handlungsreisender, spielt, verspielt eine für seine Verhältnisse nicht unerhebliche Summe und zieht sich endlich in sichtlichem Tiefsinne über die ungeheure Bresche seiner Reisekassc zurück. Er verweilt noch einen Tag am Orte in derselben nachdenklichen Laune. Einer der Gäste, der ihn beobachtet hatte, macht den Bankier auf ihn aufmerksam und äußert sein Bedauern darüber, dass „gerade so Einer habe daran müssen.“ — „Weiß wohl,“ erwiedert der Jude, „hab's mir schon durch den Kopf gehen lassen, will hernach mit ihm reden.“ — Am Nachmittag bescheidet er den jungen Mann zu sich auf sein Zimmer. „Junger Herr,“ redet er ihn an, „Sie haben gestern gespielt und verloren, wie viel mag's sein?“ — Mit verlegenem Zögern gibt der Spieler seinen Verlust auf 40 Thaler an. — „Das ist nicht wahr,“ sagt der Bankier, „fünfzig müssen's gewesen sein, ich Hab' mir's wohl gemerkt, Sie durften so viel nicht verspielen. Ich weiß, Sie brauchen's Geld, ich will's Ihnen wiedergeben — (dabei zwängt er ihm die Geldstücke in die Hand), — aber wenn ich Sie jemals wieder an einem Roulette treffe, so sage ick Ihnen vor aller Welt: Sie sind'n miserabler Mensch!“

— Ein Jude, mit Namen Moses, Pflegte oft in das Haus eines reichen jüdischen Bankiers zu kommen, wo er wegen seiner witzigen Einfälle gern gesehen ward. Endlich war sein Mantel so zerrissen, dass der Bankier jedesmal in Verlegenheit kam, wenn ein Fremder den Moses in diesem Anzüge bei ihm antraf. — „Schafft Euch doch einen andern Mantel an,“ sagte der reiche Israelit zu dem armen Moses. — „Main,“ versetzte dieser, „denkt Ihr denn, dass ich nicht mehr als einen Mantel habe?“ — „Nun, so nehmt doch den andern um.“ — „Ja, der ist noch schlechter!“

Juden-Sparsamkeit. Ein Jude war durch Hunger gezwungen, auf seiner Reise Mittags in einem Wirtshause einzukehren. Die prächtige und elegante Einrichtung desselben ließ den geizigen Juden ein kostspieliges Mittagsmahl besorgen. Ängstlich erkundigte er sich nach dem Preise desselben. „Einen Taler kostet das Mittagscssen.“ berichtete der Wirt. — „Und das Abendessen?“ — „8 Groschen!“ — „Nu!“ rief der Jude, „so bringen Se mer das Abendessen.“

Juden-Berechnungen. Ein Jude weinte bitterlich während der langen Nacht, als der Rabbi den Bußpsalm in der Synagoge sang und zur Stelle kam: „Du bist von Staub und wirst zu Staub.“ — „Schmuel, was weinste?“ tröstete sein Nebenmann. „Wärste von Guld, und müsst Du zu Staub werden, müsste verlieren 100 Prozent. So biste von Staub, und werst Staub, gewinnst nischt, und verlierst nischt.“

Schlägst Du meinen Juden etc. Auf einer engen Landstraße begegneten sich zwei Kutschen, deren Passagiere Juden waren, die Kutscher wollten keiner dem andern ausweichen, so, dass es bald unter ihnen zu Schimpf- und Fluchredcn kam. Die Passagiere des einen Wagens mischten sich nun in den Streit, wesshalb der Kutscher des andern Wagens mit der Peitsche auf sie zuhaute. Da vergriff sich nun auch ihr Kutscher an die Passagiere seines Gegners mit den Worten: „Schlägst Du meinen Juden, so schlag' ich Deinen Juden!“

Gedanken eines Juden bei dem Untergang der Sonne:

Unabgenützt behält sie Glanz und Schein,
Das muss epp's Rares von Vergüldung sein.

Nicht der beste Jud. In ein Dorfwirtshaus, worin mehrere Bauern zechten, hatte sich bei einem hereinbrechenden Regenwetter auch ein armer Handelsjude geflüchtet. Kaum ersahen die Trunkenbolde den Sohn Abrahams, als sie ihn sogleich umringten und auf alle mögliche Weise zu necken anfingen. Er verteidigte sich, so gut er konnte, gegen ihre Beschuldigungen, und berief sich auf seine Ehrlichkeit. „Ei was,“ schrie einer der Saufbrüder, und schlug mit der geballten Faust auf den Tisch, dass dem armen Hebräer Hören und Sehen verging, „ich bleibe dabei, der beste Jude ist doch ein Spitzbube.“ — „Waih mer!“ stotterte Herschel, von der so eben gehörten Bekräftigung des erwähnten Spruches noch am ganzen Leibe zitternd, „lasst mich zefriedcn, as jach doch nischt bin der beste Jüd!“

Unglück eines Juden. Ein Jude fuhr mit seinem siebenjährigen Söhnlein auf einem Kahn über die Moldau. Der kleine Isaat, den der Wellen Spiel unterhielt, verlor das Gleichgewicht und stürzte über Bord ins Wasser. „Waih geschrieen!“ rief der Vater, „dous is än Unglück! Itzigel gaiht unter mit seiner neuen braunen Weste und zwei Peihm (Groschen) darinn!“

Der musikalische Jud. Ein reicher israelitischer Bankier ließ seinen Sohn in der Musik unterrichten, und fragte eines Tages den Lehrer: „Nu, wie gaiht's, wie staiht's? Wie sein Se zefriceen mit main Jüngelche?“ — „Mit der Fingerfertigkeit geht's wohl an,“ äußerte der Instruktor, „aber mit dem Takte kann er sich noch nicht befreunden, denn er spielt z. B. statt achtel Noten, sechszehntel. — „Dous is geschaid von dem Jüngelche,“ entgegnete der Vater, „as er auskümmt mit an Sechszehntl, worüm süll er geben an Achtl?“

Juden. Ein israelitischer Schöngeist besuchte auf einer Reise einen alten Juden in der Stadt, einen Verwandten, und dieser lud ihn zu einem Mittagsbrod ein. Über Tisch wollte der junge Gast sein Licht leuchten lassen, und lenkte das Gespräch auf die schöne Literatur. Der alte Israelit hörte ihm zwar zu, aber ohne eine Silbe auf alle seine emphatischen Äußerungen zu erwiedern. „Sie kennen also nicht einmal Goethe?“ fragte der Schöngeist. — „Nein!“ — „Auch nicht Schiller?“ — „Eben so wenig.“ — „Nun so werden Sie doch den Verfasser von Nathan dem Weisen kennen, Gotthold Ephraim Lessing?“ — „Wer kann alle Juden kennen?“

Edler Zug eines polnischen Juden. Vor einigen Jahren wurde ein polnischer Jude auf einer Straße Wiens durch ein kleines Mädchen mit den Worten angesprochen: ob er dem Mädchen nicht folgen, und ein Paar goldene Ohrringe kaufen wolle. Das hübsche Gesichtchen und feine Benehmen des Kindes, das, ärmlich gekleidet, gleichwohl verriet, nicht gemeinen Leuten anzugehören, fiel ihm auf, und er folgte. Das Mädchen führte ihn in eine kleine Straße in der Vorstadt, in ein Erdgeschoss. Dort fand er eine ziemlich junge Frau und noch zwei kleine Kinder in großer Dürftigkeit. Die Frau übergab ihm die Ohrringe mit Tränen, und bemerkte, dass sie sich davon nur schwer trenne, weil sie das einzige Andenken ihrer Mutter seien; sie müsse sie jedoch veräußern, da ihr noch 7 fl. C. M. an ihrem Zinse fehlten, und der Hausherr sie mit zwei tranken Kindern auf die Straße weisen und die Betten pfänden würde, könne sie nicht bezahlen. Der Jude aus Polen reichte der Frau die Ohrgehänge wieder und 7 st. E. M. dazu, und sagte: „Den Schatz einer Mutter kaufe ich nie; behalten Sie Ihre Ohrringe; ehren Sie ferner Ihre Mutter, ich ehre die meine auch, und dann werden Sie Ihre Kinder auch dereinst so ehren. Leben Sie wohl,“ und er ging, ohne den Dank der armen Wittwe abzuwarten.

Juden-Ökonomie. Ein Jude mit Namen Philipps, ließ sich taufen. In der Taufe erhielt er die, Namen: Paul Heinrich Philipp. Nach beendigter Taufhandlung sagte er zu einem seiner Taufzeugcn: „Wissen Sie wohl, wesshalb ich die Vornamen Paul Heinrich gewählt habe? — Ich hieß sonst Philipp Hirsch Philipps. Nun kann ich noch mein altes Petschaft gebrauchen, denn darin steht: P. H. P.

Juden-Witz. Drei Witzlinge begegneten einem alten Juden, den sie zur Zielscheibe ihres Witzes machen zu können glaubten. „Guten Morgen, Vater Abraham!“ rief bei Erste. — „Guten Morgen, Vater Isaak!“ rief der Zweite. — „Guten Morgen, Vater Jakob!“ rief der Dritte. — „Sie irren sich, meine Herren,“ versetzte der Jude lächelnd; „ich bin weder Abraham, noch Isaak, noch Jacob, sondern Saul, der Sohn Kis, welcher ausging, seines Vaters Esel zu suchen, und siehe, hier habe ich sie gefunden.“

Juden-Anekdoten. Einst bat ein armer polnischer Jude einen reichen Israeliten, er möchte ihm erlauben, bei ihm zu Mittag zu essen, und da er wusste, dass der Reiche ein Geizhals sei, sagte er: „Derfen nischt erschrecken, einen Magen hab ach wie an klanes Kind.“ — Man behielt ihn bei Tische, und er ließ sich's stark schmecken. Da verwunderte sich der Reiche und sagte: „Hör, Du Host ja gesagt, Du habbst ein Mogen wie an klanes Kind.“ — „Jo wohl,“ antwortete der Jude, „und der Magen wird doch groß genug sein, wenn er ist so groß wie an klanes Kind.“

— Ein reisender Jude, der öfter durch die Stadt P. passierte und von einem dortigen Wirte arg geprellt ward, kehrte später in einem andern Gasthofe ein. Der verschmähte Wirt erfuhr dies kaum, als er den Juden aufsuchte und ihm solche Beleidigungen antat, dass der arme gekränkte Israelit ausrief: „Herr, was soll ich tun, damit Sie mich in Ruhe lassen.“ — „Wenig, sehr wenig,“ sagte der Wirt. „Sie dürfen nur den Gasthofinhaber, bei welchem Sie gegenwärtig wohnen, hier öffentlich einen Schurken nennen, und ich lasse Sie augenblicklich zufrieden.“ — „Ich bin erst ein Mal bei ihm eingekehrt,“ versetzte hierauf der Jude, „ich kenne ihn also zu wenig und kann ihn durchaus nicht schimpfen. Wäre er mir aber so genau bekannt, wie Sie, so würde ich ihn nicht ein Mal, nein hundert Mal öffentlich einen Schurken nennen.“

— Man muss es loben an den Juden, es lässt nicht leicht Einer den Andern stecken. Einem war das Geld ausgegangen zum Schachern, und noch etwas, nämlich der Kredit. Er denkt aber: ich probier's, und geh' zum Aaron. „Aaron!“ sagte er, „ich geb Dir's ehrlich wieder heim, leih mir zehn Gulden; ich könnte was damit machen.“ — „Was könntest Du profitieren, Baruch?“ — „Fünf Gulden, wie fünf Kreuzer.“ — „As ich wirklich wenig Geld hab',“ sagte Aaron, „ich hab' erst wieder Stallvieh eingekauft. Die 10 Gulden kann ich nicht entbehren; weißt Du was? ich geb Dir die fünf geschenkt. So hast Du fünf gewonnen und ich fünf.“

— Ein Student fragte einst einen sehr orthodoxen Israeliten: „Sagt mir einmal, Bendir, wenn Ihr am Sabbath einen Beutel mit hundert Duralen findet, würdet Ihr ihn wohl aufheben?“ — „Mein, was soll ich das beantworten,“ versetzte der Jude, „seh' ich doch nicht den Beutel, ist doch heute nicht Sabbath.“