Josephine

Josephine. Von allen Wohlgerüchen ist bekanntlich der Moschus derjenige, der am längsten Spuren zurücklässt. Die Kaiserin Josephine war eine große Liebhaberin von Moschus; ihr Ankleidezimmer war damit angefüllt, worüber Napoleon ihr oft Vorwürfe machte. Der spätere Besitzer von Malmaison hatte jenes Zimmer mehrmals übertünchen und ausmalen lassen, und war dennoch bis jetzt nicht im Stande gewesen, den Moschusgeruch zu vertreiben.

— Die Exfürstin Murat war eines Morgens mit der Königin Hortensia und mehren Personen hohen Ranges bei der Kaiserin. Stephanie Beauharnois war auch da und nahm aus den Händen eines Huissiers einen Lehnsessel; (damals war sie noch nicht mit dem Großherzoge von Baden vermählt.) Josephine, über ein solches Vergehen gegen die Etiquette erzürnt, sowie darüber, dass solch ein unbedeutendes Dämchen es wagte, sich in Gegenwart Ihrer Hoheit zu setzen, ließ ihr den Befehl überbringen, aufzustehen. Stephanie fühlte sich über alle Beschreibung durch den harten Ton, worin dieser Befehl erteilt ward, gekränkt, und zog sich in eine Fenstervertiefung des Zimmers zurück, um ihre Tränen zu verbergen. Während sich dies begab, sprach man Allerlei, und endlich wird der Kaiser gemeldet. — Sein Luchsauge bemerkt Stephanie; nie besaß Jemand einen schnellern Blick. Er erkundigt sich und erfährt den Grund ihrer heimlichen Tränen. „Ach! wenn es weiter nichts ist,“ sagte er mit lauter Stimme, „Kleinigkeit! Setze Dich auf meine Knie,“ fügte er hinzu und ergriff Stephaniens Hand, „so wirst Du Niemandes Rangsucht verletzen.“ — Dieser Zug ist liebenswürdig, er kam vom Herzen und ist eben so scharf, als voll Witz und Güte.


Josephinens Grab ist in der Kirche St. Paul und St. Pierre zu Rueil, das ungefähr drei Stunden von dem Arc de l'Etoile entfernt ist. Hier hat man ihr eine Statue errichtet; betend liegt sie auf ihren Knieen, das schöne Gesicht von einem unendlich liebenswürdigen Wohlwollen überstrahlt. Die Statue trägt die Inschrift:

A
Josephine
Eugène et Hortenss
1825.

Hinter der knieenden Statue steht ein kleinere Figur, ebenfalls Josephine darstellend, aber im kaiserlichen Schmuck, das Szepter in der einen, die Erdkugel, auf der eine kleine Statuette des Kaisers sich erhebt, in der andern Hand; am Fußgestell ist ein halberhabenes Medaillon von Eugen Beauharnais und Hortense angebracht.