Johnson

Johnson, Samuel (1709-1784) der berühmte englische Kritiker, hatte im Nationaltheater zu London eine Loge. Ein am Hofe begünstigter General nahm sie ihm weg. Am folgenden Tage veröffentlichte Johnson folgenden Artikel: Cäsar hat Gallien erobert, Pompejus Judäa, Karl der Große Sachsen, Wilhelm der Eroberer England, Heinrich VI. Paris, und Ludwig XIV. das Elsaß. Und was hat der General D. . . erobert? Meine Loge.


Johnson war ein erklärter Widersacher der Freidenker. Man lobte einst in seiner Gegenwart einen verstorbenen Schriftsteller, der seinen Witz und Scharfsinn dazu gemissbraucht, atheistische Ideen zu verbreiten. „Man muss keine so schlecht angewandten Talente loben,“ sagte Johnson unwillig. „Sie werden ihm doch nicht große Aufklärung absprechen? versetzte der Lobredner des Verstorbenen. „Die hatte er allerdings!“ war Johnsons Antwort; „aber gerade so viel, um sich damit zur Hölle zu leuchten.“ — Eben derselbe wurde gefragt: ob Lord Chesterfields Briefe an seinen Sohn, die nach seinem Tode herauskamen, nicht viel' Weltkenntnis enthielten? „O ja,“ versetzte er: „Sie lehren die Moral einer Buhlerin, und den Anstand eines Tanzmeisteis.“



Johnson. Ein englischer Lord wünschte lange den Dichter Johnson kennen zu lernen. Er bat ihn also zur Tafel. Johnson erschien, wurde aber wegen seiner nachlässigen Kleidung vom Pförtner abgewiesen. Es entstand ein Zwist unter ihnen und endlich kam der Lord dazu. Als er den Streit erfuhr, sah er den Dichter an und sagte: „es ist nicht möglich, dass Sie Johnson sind! Sie sehen ja aus, als könnten Sie nicht Bah zu einem Schaf sagen.“ — „Bah!“ rief Johnson und sah den Lord starr an.

Eine englische Schriftstellerin gab dem berühmten Johnson ein neues, von ihr verfertigtes Gedicht, um seine Meinung darüber zu hören, und setzte nach dem englischen Sprichworte hinzu: „Ich habe noch mehr Eisen im Feuer.“ — „Wenn das ist,“ versetzte Johnson, indem er das Manuskript durchblätterte, „so rate ich Ihnen, legen Sie diese Verse auch zu Ihrem übrigen Eisen ins Feuer.“


Johnson erzählt: Ich entwarf den Plan zu meinem „Volpone“ und schrieb den größten Teil davon, indem ich zehn Dutzend Flaschen trefflichen Wein leerte, die mir Karl II. geschickt hatte. Ich bin überzeugt, dass dieses Stück auf die Nachwelt kommt. Die Szene in „Catilina, in welcher der Schatten Sulla's erscheint, schrieb ich, nachdem ich mich mit meinem Freunde in der „Teufelsschenke“ berauscht hatte. Ich hatte den Tag die schönsten Gedanken. Wenn sich in diesem Stücke eine Szene befindet, welche man matt findet, so ist es die, welche ich schrieb, als es mir eingefallen war, meinen Wein mit Wasser zu vermischen; es wird mir niemals wieder begegnen. Am 20. Mai schenkte mir der König eine Börse mit hundert Guineen. Ich berauschte mich nun regelmäßig in der „Teufelsschenke“ und bei der sechzigsten Guinee war ich mit meinem „Alchymisten“ zu Ende... In Weihnachten nahm mich Lord B. mit auf sein Landgut, wo ich treffliehen Wein fand, und ich schrieb hier auf Kosten des Kellers des vortrefflichen Lords die „stille Frau.“ Ich las den ersten Akt dem Lord vor und er befahl, mir ein Faß von diesem Weine ins Haus zu schicken. Ich beendigte damit mein Stück und die Folge davon ist, dass es sich auf der Bühne hält. Einige andere Werke der Art schrieb ich ferner bei dem Weine des trefflichen Wirtes der „Teufelsschenke.“ Einen ganzen Winter konnte ich keinen klugen Einfall finden, weil dieser gute Wirt gestorben war und sein Nachfolger nur schlechten Wein gab.“ — Ein würdiger Nacheiferet Johnson's war der Franzose Taconet. Man erzählt von ihm eine Anekdote, die ihn ganz charakterisiert. In einem Wortwechsel mit einem Gegner sprach er, nachdem er das ganze Wörterbuch erschöpft hatte, das berühmt gewordene Wort: „Geh, ich verachte Dich wie ein Glas Wasser.“ Dann schwieg er.