Janin, Jules

Janin, Jules (1804-1874). In Jules Janins Werken ist viel Geschwätz über einen Gedanken, eine lange Variation über ein einziges Thema, eine Flut von brillantierten, aufgeschwollenen, herumspringenden Phrasen, in welcher ein armseliger, winziger Gedanke ersäuft; Hr. Jules Janin ist einer der Geschicktesten unter den Geschickten, welche den kleinsten Tropfen zum Schäumen bringen können; die den winzigen Frosch so sich aufblasen zu lassen verstehen, dass er so dick wird, wie ein Ochs; welche den Geist homöopathisch zu zerteilen im Stande sind, und die aus Nichts Etwas und aus wenigen Gedanken viele Bändeln ziehen vermögen. Jules Janin ist ein Kind, dem man Seifenblasen und einen Strohhalm gegeben. Es bläst, es bläst, das Wasser schäumt, die Blasen bilden sich, es bläst fort, man glaubt ein Aggregat von schimmernden Steinen zu sehen; es bläst wieder, und alle die tausend Farben eines Regenbogens strahlen auf dem glänzenden Spielzeuge. Sucht man es nun an Mann zu bringen, so will man es sich einander entreißen, Jeder will es haben; man rühmt es, erhebt es bis in den Himmel; dann, wenn man es einige Zeit gehabt hat, ist man erstaunt, gar nichts in der Hand zu haben, verschwinden zu sehen dieses flüchtige und täuschende Trugbild, nichts mehr als einen Tropfen schmutzigen Wassers vor sich erblickend. Setzt man nun an die Stelle des Seifenwassers Tinte, an die Stelle des Strohhalms eine Feder, und man wird anstatt eines Tropfens schmutzigen Wassers einen Band Gedrucktes haben, Gedrucktes, aber nicht Gedachtes, einen Band, welchen man vor zehn Jahren nicht hätte lesen können, und den man nach zehn Jahren nicht mehr wird lesen können, der jedoch verkauft wird, der jedoch Aufsehen macht, weil er von Jules Janin ist; weil Jules Janin einer der Koryphäen der periodischen Presse ist, und weil die periodische Presse sagt, es ist ein Meisterstück, und weil das Publikum sich täuschen lässt, weil der Charlatanismus immer, je unverschämter er ist, desto mehr Narren findet, die er betrügt.