Jagd-Abenteuer

Jagd-Abenteuer. Ein unerschrockener Jäger, über Aberglauben und Gespensterfurcht erhaben, ging in einer heitern Nacht auf den Kaninchenanstand. Vergebens hatte er schon einige Stunden gewartet, als ihn plötzlich das matte Sternenlicht deutlich ein Tier erkennen ließ, welches auf dem Bauche nach der Öffnung einer Höhle kroch. Einen Augenblick lag es still; der ungeduldige Jäger feuert seine Flinte auf das Tier ab, das er für ein Kaninchen hält; da hört er auf einmal Kettengerassel. Der erschrockene Jäger glaubt alle Währwölfe des Landes hinter sich, wirft sein Gewehr weg, bekreuzt sich und gibt Fersengeld. Zu Hause angelangt, stottert er einige Worte und sinkt ohnmächtig hin, ohne erzählen zu können, was ihm begegnet war. Seiner Sinne endlich wieder mächtig, berichtet er von seiner abenteuerlichen Jagd, alle Anwesende befällt ein Grauen, und ein Hirt bestätigt, dass auch er am hellen Tage das Kettengerassel vernommen habe, und dass seine Herde dabei furchtsam auseinander gestoben sei. — Folgendes ist die Lösung dieser rätselhaften Begebenheit. Ein anderer Jäger hatte einen Fuchs bis an seine Höhle verfolgt, ohne ihn erreichen zu können. Entschlossen, diesen Feind der Waidmänner und ihrer Kaninchen zu vernichten, holte er Bauern herbei. Sie gruben nach und fanden bald das Lager des Fuchses. Dieser, als er sich gefangen sah, stellte sich todt. Hocherfreut über den Erfolg legte man dem Fuchs das Halsband eines Hundes mit Schellen an und zerrte ihn an einer eisernen Kette bis an das Dorf. Der Fuchs ließ Alles ruhig geschehen, bis ihm der Augenblick günstig schien, das Weite zu suchen. Er zerriss die Kette und floh zum nicht geringen Ärger der Jäger davon, jagte erst dem Hirten und seinen Schafen einen Schrecken ein und fand dann als Nachtgespenst seinen Tod. — Wirklich fand der Unerschrockene am folgenden Morgen einen prächtigen Fuchs mit durchschossenem Kopf und seine Flinte an demselben Ort, wo ihm der Währwolf erschienen war.

Jagd-Abenteuer. Zwei Juden, welche sich einen Jagdschein verschafft hatten, gingen auf die Jagd. Es währte auch nicht lange, so bemerkte der eine einen Hasen, nach welchem er ängstlich zielte und losdrückte. Das Gewehr versagte jedoch; in der Meinung, dass die Ladung nicht vollständig sei, lud er einen zweiten Schuss darauf, drückte wieder los, und da das Gewehr ebenfalls versagte, einen dritten, einen vierten und zuletzt sogar einen fünften und sechsten Schuss. Unterdessen zeigte sich wieder ein Stück Wild und indem er das Gewehr wohl eine Hand breit von der Wange abhielt, drückte er los, dasselbe entlud sich und er fiel von der heftigen Erschütterung zu Boden. Sein Gefährte eilte herbei, hob den fast Ohnmächtigen auf und war eben im Begriff, die am Boden liegende Flinte aufzuheben, als sein Freund ihm warnend zurief: „Ach Moses, ich bitte Dich um Gotteswillen, lass das verdammte Ding liegen, es stecken noch fünf Schuss drin.“


Jagd-Abenteuer. Ein junger preußischer Lieutenant, von ganzer Seele dem Vergnügen der Jagd ergeben, veruneinigte sich mit dem Förster, welcher in der Nähe seiner Garnison wohnte, und wurde von Stund an nicht mehr zu Treibjagden etc. eingeladen. Um seiner nicht zu unterdrückenden Leidenschaft Genüge zu leisten, ging er nun verstohlener Weise auf die Jagd, und schoss manchen feisten Rehbock, der ihm und seinen befreundeten Kameraden ganz vortrefflich zu munden pflegte. Der Förster merkte indes den verminderten Bestand seines Wildes gar bald, und der Herr Lieutenant wurde zu sehr ungelegener Stunde bei seinem angenehmen Zeitvertreibe von ihm überrascht. Der Förster reichte seine Klage beim Regiments-Kommandeur ein, und der allzu eifrige Jagdliedhaber wurde in 50 Rthlr. Strafe verurteilt. — Die kleine Geldsumme kümmerte ihn weiter nicht, denn er war reich. Wohl aber fürchtete er die Ungnade des Königs, an den natürlich das ganze kleine Ereignis berichtet wurde. In der Angst seines Herzens setzt er sich hin, schreibt einen Brief an den alten Fritz, bittet denselben wehmütig um Verzeihung seiner jugendlichen Unbesonnenheit, und verspricht hoch und teuer, sich niemals wieder eine ähnliche zu Schulden kommen zu lassen. — Das Schreiben geht ab. Nach wenigen Tagen aber erfolgt es wieder zurück, und der Lieutenant ahnt Schlimmes. Hastig öffnet er es und bemerkt folgende Worte von der eigenen Hand des Königs an den Rand geschrieben: „Mein Lieber, wenn Er mir das Wildprett mit 50 Rthlr. pro Stück bezahlen will, so geniere Er sich gar nicht, sondern gehe auf die Jagd, so viel ihm beliebt.“ — Ob der Herr Lieutenant die gnädige Erlaubnis benutzte, oder mit dem Förster sich wieder ausgesöhnt hat, können wir nicht erraten. Doch vermuten wir das Letztere; denn 50 Rthlr. für ein Rehziemer ist doch ein wenig viel Geld, wäre es auch noch so saftig, zart und schmackhaft.

Jagd-Abenteuer. Nahe der Leibgedingstadt N. stellte der Förster zu K. Anfangs Januar l. J. sein Hochgarn auf, um Rebhühner zu fangen, der Mond schien düster und ein starker Nebel, der an das Hochgarn sich anhing, setzte den Förster in die Lage, sein Hochgarn über die Nacht aufgestellt zu lassen. Mitternacht war vorüber, als zwei Schullehrer eines Nachbardorfes, die zu N. ihr mühsam gesammeltes Schulgeld gut anzubringen gewusst, sich an die Heimkehr erinnerten, und jeder mit einem tüchtigen Spitz nach Hause kehrten. Die Bahn war zwar gut, doch führte ihr Lokomotiv sie einen unrechten Pfad, — dass sich Gott erbarme — zum Hochgarn. „Bruder, hier ist ein hoher Zaun, wir müssen über,“ sagte der Eine; „nein Gevatter, wir sind am Teiche, das ist Schilf, wir müssen durch,“ sagte der Andere. Der Gevatter ging voran, der Bruder hinten nach, durch das vermeinte Schilf, da ließen vom Andrang plötzlich die Pflöcke nach, die Stangen fielen herunter und d'rin im Netz waren die Magistri und konnten nicht heraus, bis Morgens der Förster sie ihrer Haft entwand. Den Tag darauf konnten die armen Lehrer sich noch nickt erholen, die Kinder aber jubelten über diesen nie gehörten Hühnerfang, denn sie hatten Montag keine Schule.

Jagd-Abenteuer. Ein Jäger, der seiner Geliebten gern einen Hasen schießen wollte, hatte das Unglück, dass ihm die Tiere immer zu schnell waren. Trostlos ging er heim; da bemerkte er in einem Bauernhöfe einen Burschen, der einen eingefangenen jungen Hasen fütterte. — „Ist Euch das Tier feil?“ fragte er. — „O ja, wenn Ihr es gut bezahlt.“ Der Handel wurde geschlossen, allein der Jäger, der seiner Braut das Wild nicht lebendig, sondern todt überbringen wollte, hielt Standrecht und verurteilte den Hasen zum Tode. Lampe wurde mit einem Strick an einen Baum gebunden. Der Jäger trat fünf Schritt zurück und gab Feuer. Aber wunderbar! er traf nicht den Hasen, sondern zerschoß den Strick. Lampe aber lief nach dem Knall ins Weite und verblüfft sah ihm der Jäger nach.

Jagd-Abenteuer. Mehrere muntere Jäger befanden sich in einem Dorfe, in welchem sie an einem Hause ein Gemälde sahen mit der Überschrift: „Bewunderswertes Schauspiel eines Naturwunders! Hier ist zu sehen der kriegerische Hase! Man muss es sehen, um es zu glauben! Dieses merkwürdige Tier duelliert mit seinem Herrn, oder mit Jedermann von den Zuschauern.“ — Die Jäger treten ein, wohnen dem Schauspiel des kriegerischen Hasen bei, und sind entzückt, denn sie sehen in dem Hasen das Mittel, einen Herrn Pluvinet zu mystifizieren. Sie treffen Verabredung mit dem Eigentümer des Hasen, der kein Hasenfuß ist, veranstalten Alles auf eine Weise, dass der Scherz, den sie vorhaben, gelingen muss. — — Den andern Tag wird wie gewöhnlich mit Herrn Pluvinet auf die Jagd gegangen, sie nehmen nur zwei Hunde mit; Einer hat den Auftrag, sie entfernt zu halten; ein Anderer ladet das Gewehr Pluvinet's und ladet es nur mit Pulver. Als sie durch ein kleines Gebüsch kommen, bleibt Pluvinet plötzlich stehen, und zeigt den Andern auf dreißig Schritte einen Hasen, der am Rande eines Grabens sitzt. — „Mir den Schuss,“ sagt Pluvinet — Niemand sucht ihm die Ehre des Schusses streitig zu machen. Der Hase dreht sich um, und blickt unerschrocken seinem Gegner ins Gesicht. — „Das ist,“ sagte Pluvinet, „ein drolliger Kerl, der Hase; Ihr werdet sehen, dass er mir nicht das Vergnügen machen wird, zu fliehen, um ihn im Laufe zu tödten. — Gleichviel, mein Kamerad, ich lade dich ein, heute mit mir zu soupieren!“ — Nach diesen Worten nimmt Pluvinet den Hasen auf's Korn, der Schuss geschieht, und das Tier, um zu zeigen, dass es nicht verwundet ist, macht mit dem Kopfe eine kleine Bewegung, voll Anmut und Ironie. — „Das ist zu stark!“ ruft Pluvinet aus, „auf dreißig Schritt einen Hasen zu fehlen, ich! — aber seht doch, er rettet sich nicht!“ — Kaum hatte Pluvinet diese Worte gesprochen, als der Hase mit seinen zwei Vorderfüßen eine Bewegung macht, eine kleine, im Grase liegende Taschenpistole fasst, sie bis zur Höhe seines Auges erhebt, nach Pluvinet zielt, und schießt. Hierauf rettet er sich, und verschwindet im Gesträuche. Sein Herr, welcher im Graben versteckt war, verschwindet mit ihm. — Nichts glich der Verblüffung Pluvinet's; er blieb einige Minuten sprach- und bewegungslos. Die Anderen stellten sich, als teilten sie sein Erstaunen, und gingen alle schweigend und bestürzt ins Schloss zurück. — Pluvinet erkrankte auf dieses Abenteuer, und entsagte von nun an der Jagd.