Complimente, Komplimente

Complimente. Herr von Argenson sagte: „dass, seitdem er Minister sei, er nicht mehr ausgehe, und nicht ein Paar Schuhe zerrissen habe.“ — „Das glaube ich wohl,“ fiel Herr von Surguren ein, „Jedermann trägt Sie auf den Händen.“

— „Ach!“ sagte Marlborough zu seinen besiegten Feinden: „wenn Ihr 40.000 solcher Leute gehabt hättet, wie der da,“ indem er auf einen gefangenen französischen Grenadier von außerordentlich schönem Ansehen und Größe zeigte; „ich wette, Ihr wäret nicht so unglücklich gewesen,“— „O Euer Exzellenz,“ erwiderte der Grenadier, „solcher Leute haben wir mehr als 40.000 aber keinen einzigen Mann, wie Sie.“


— Bei Roßbach stritt ein französischer Soldat mit der äußersten Tapferkeit und wollte sich durchaus nicht gefangen geben. „Glaubt Ihr denn,“ rief ihm König Friedlich II. zu, „dass Ihr unüberwindlich seid?“— „Ja, Sire!“ antwortete der Soldat; „wenn Ew. Majestät mich kommandierten.“

— Ein junger Mann, der sich auf seiner Reise eben in Rom befand, hatte die Ehre, dem Papste vorgestellt zu werden und zum Fußkusse zu gelangen. Der Papst fragte ihn: „Haben Sie sich in Rom gut umgesehen?“ — „O ja, heiliger Vater!“ antwortete der junge Cavalier; „ich habe Alles gesehen, und Nichts bleibt mir zu wünschen übrig, als dass ich noch ein Conclave sehen möchte.“ — „Sehr obligiert für dieses Kompliment!“ sagte der Papst.

Complimente. Der Herzog von Avignon fühlte sich äußerst schwach und matt und konnte sich kaum in seinem Lehnstuhle aufrecht erhalten, als eine Dame zum Besuche kam. „Verzeihen Sie, Madame, wenn ich vor Ihnen etwas Gesichter zu schneiden anfangen sollte!“ stammelte der Todtkranke; „denn mein Arzt hat mir so eben gesagt, dass der Todeskampf eintreten würde.“ — „O ich bitte,“ schluchzte die Dame, — „o ich bitte, genieren Sie sich nicht im Mindesten!“

— „Wem gehört denn die kleine Missgeburt, die dort am Ofen steht?“ sagte eine Dame in einer Gesellschaft zur andern. — „Es ist meine Tochter.“ — „So? Ei! das ist ja ein allerliebstes Kind.“

— Kürzlich ging ein Schullehrer, ein gar ordentlicher Mann, in Geschäften nach K... Am Tore begegnet ihm ein Herr, den er höflich, wie er war, grüßt, ohne ihn zu kennen. Der Herr dankt nicht, sondern bleibt stehen und fragt barsch: „Kennen Sie mich?“ — „Nein.“ — „Warum ziehen Sie den Hut vor mir ab?“ — „Kann sein, wenn ich Sie kennte, hätt' ich ich den Hut vor Ihnen nicht abgezogen.“ — Der Herr ging weiter und sagte kein Wort mehr.

— Der amerikanische General Foß, ein Begünstiger der Neger-Emanzipation, hielt einst eine ergreifende Rede an die farbigen Bewohner. Später wurde von ihnen desshalb dem General ein Festmahl gegeben, und einer der dunkelfarbigen Anwesenden, der einen Toast auszubringen hatte, wollte zu verstehen geben: der General hege, obgleich er ein Weißer sei, die größte Teilnahme für die Schwarzen. Er stand desshalb auf und rief: „Der Herr General Foß! Er hat eine weiße Haut, aber ein sehr schwarzes Herz.“

— Zwei junge Leute gingen an einer jungen Dame vorüber. „Sieh' da!“ sagte Einer davon, „die schönste Frau, die mir noch begegnet ist!“ Diese kehrt sich um und erwidert dem hässlichen jungen Manne mit einem spöttischen Tone: „Wohl wünschte ich, mein Herr! aus Erkenntlichkeit ein Gleiches von Ihnen sagen zu können.“ — „Wie,“ versetzte unser Galan ärgerlich, „können Sie denn nicht so gut lügen, wie ich?“

— Eine schon etwas bejahrte Schauspielerin hatte in einem Stücke die erste Rolle mit vielem Beifalle gespielt. Am Abend nach der ersten Vorstellung machte man ihr in einer Gesellschaft sehr viele Komplimente über ihr treffliches Spiel. Bescheiden sagte sie: „Um diese Rolle vollkommen zu spielen, muss man jung und schön sein.“ — „O,“ sagte Jemand, der ihr etwas recht Galantes sagen wollte, „das ist nicht erforderlich. Sie haben die Rolle meisterhaft gespielt, und sind doch gerade das Gegenteil.“

Complimente. Einer begrüßte seinen Freund, den er lange nicht gesehen hatte, mit den Worten: „O Gott! wie lange habe ich jetzt schon die Ehre gehabt, Sie nicht zu sehen!“

— Alles war lustig und fröhlicher Dinge, nur ein Herr saß ganz düster in sich gekehrt. —' „Sie scheinen heute übel gelaunt?“ bemerkte ein Bekannter von ihm. — „I nu,“ erwiderte der Grillenfänger, „ich gebe meinen Gedanken Audienz.“ — „Ach!“ versetzte der Freund, „wer wird sich mit solchen Dalkereien den Kopf zerbrechen!“