Cimarosa, Domenico

Cimarosa, Domenico (1749-1801) Als Cimarosa eine Oper für das Theater in Turin geschrieben hatte, wohnten die Direktoren mit der Uhr in der Hand der Probe bei, und da sie fanden, dass die Vorstellung eine Viertel-Stunde länger als gewöhnlich dauern würde, drangen sie auf die Weglassung gerade der wirksamsten Pièçe. Cimarosa mochte ihnen noch so sehr vorstellen, dass dadurch sein Wert verstümmelt würde: sie beharrten bei ihrem Entschlüsse, indem sie sich auf das bestehende Gesetz beriefen. Cimarosa wendete sich an den König, der ihm sehr wohl wollte. „Aber, lieber Maestro,“ sprach dieser lächelnd; „das Gesetz erheischt es.“ „Ew. Majestät verzeihen, hier ist von Musik die Rede, und eine Viertel-Stunde mehr, sollte ich meinen, sei keine Gesetzwidrigkeit.“ Die Freimütigkeit gefiel dem, Monarchen, und er sprach: „Einem Cimarosa kann man schon ein Viertelstündchen schenken.“ Die Direktoren konnten nun nichts dagegen haben, die Oper ging in die Scene, hatte den glänzendsten Erfolg, und Cimarosa sprach, zu Hause angelangt, zu seinem Kammerdiener, dem er, wie einst Molière seiner Magd, alle seine Werke zur Beurteilung vortrug: „Haje visto che ave fatto chillo quarto d’ora die chiù?“ Als er sich vor seiner Abreise von Turin beim Könige beurlaubte, sagte ihm dieser sehr viel Schmeichelhaftes über seine Musik, forderte ihn auf, nächstes Jahr wiederzukommen, und fügte hinzu: „Nehmt Euch in Acht, an der Piemontesischen Grenze wimmelt es von Räubern.“ — „Sire,“ erwiderte Cimarosa, „höchstens können sie mir die Viertel-Stunde rauben, womit Ew. Majestät mich beschenkt hat!“ Vittoria Amadeo lächelte beifällig, ging ins andere Zimmer und kam dann mit einer kostbaren Dose zurück, die er dem Maestro zum Andenken schenkte.