Censur-Erinnerungen

Censur-Erinnerungen. Als Beweis, mit welchem Geiste oft die Censur gehandhabt worden ist, teilt Julius Lasker folgende Tatsache mit: „Der Berliner Tabacksfabrikant Ermeler ließ Zigarren-Etiquetten und darauf die Medaille für Industrie und Kunst, die ihm erteilt worden war, abdrucken. Der Censor — Herr Mörner — verweigerte das Imprimatur, weil auf der Medaille — hört, hört! — das Bildnis der geheiligten Person des allergnädigsten Königs (darunter 100 Stück — Länge 4 1/2 Zoll) stand. — Das Obercensurgericht gestattete den Druck. Jetzt werden diese Zigarren stark verkauft, weil man als Curiosum die Etiquette haben will, worauf oben das Portrait des Königs und darunter „durch obercensurgerichtliches Erkenntnis; zum Druck verstattet“ zu lesen ist. (Solcher Dummheit konnte auch freilich nur ein Berliner Censor fähig sein!)