Caffarelli

Caffarelli (eigentlich Majorano Gaetano), geb. 1703 in Bari, starb 1783 als Duca die Sto. Dorato, er war ein berühmter italienischer Sopran-Sänger, der um das Jahr 1740 Furore machte. Er war jedoch in seinem Benehmen eben so hosfärtig und unverschämt, als ausgezeichnet in seiner Kunst. Zu Rom erhielt er einst von dem Cardinal Albani eine sehr schmeichelhafte Einladung, in einer Soirée, bei welcher die vornehme Welt versammelt war, sein Talent bewundern zu lassen. — Die festgesetzte Stunde schlug, und Caffarelli erschien nicht. Der Cardinal schickte einen Diener an ihn ab, der den Sänger im Schlafrock und in Pantoffeln fand. „Beeilen Sie sich, Signor,“ sagte der Lakai; „Seine Eminenz wartet, und ganz Rom ist begierig auf Ihren Gesang.“ — „Oh! she disgrazia!“ rief der Sänger, ohne sich in seiner Behaglichkeit stören zu lassen. „Ich hatte es ganz vergessen. Ich werde ein anderes Mal singen; jetzt bin ich nicht aufgelegt, und überdies würde meine Toilette zu viel Zeit erfordern.“ Diese Antwort erregte begreiflich das Missfallen des Kardinals in hohem Grade. Sogleich wurden vier Lakaien, in Begleitung eines Maggiordomo, in einer Kutsche mit dem Befehl abgeschickt, den Sänger zu holen. Caffarielli machte einige Einwendungen; aber er fand es sehr spaßhaft, sich im Schlafrock zu produzieren, und stieg in den vom Cardinal gesendeten Wagen. Im Palaste Albani angekommen, schritt er gravitätisch durch den Salon, dem ihm angewiesenen Platze zu. Die Gesellschaft war hierauf vorbereitet, und Niemand gab ein Zeichen des Unwillens von sich. Caffarelli sang und erhielt rauschenden Beifall; aber kaum hatte er geendet, so wurde er von den Lakaien in das Vorzimmer geführt. Dort überreichte ihm der Maggiordomo eine wertvolle Dose voll Ducaten, mit den Worten: „Dies lässt Seine Eminenz Ihnen zur Belohnung für Ihren Gesang reichen.“ — „Und dies,“ fügte das Bedienten-Quartett hinzu, „lässt Seine Eminenz Ihnen zur Strafe für Ihre Unverschämtheit reichen.“ Bei diesen Worten ergriff jeder der Lakaien einen Stock, und führte ein Dutzend kräftiger Streiche über die Schultern des Sängers. Dem Schmerzensrufe, den der Gezüchtigte ausstieß, folgte aus dem Salon ein lautes Beifallsklatschen, und die Gäste riefen einstimmig: „Bravo, Caffarelli!“