Vorteil der Blindheit
Vorteil der Blindheit. Der Herr von K., der sehr reich war, hatte eine einzige Tochter, die er innig liebte, die aber so hässlich aussah, dass man Vater sein musste, wenn man sie erträglich finden wollte. Er wollte sie gern verheiraten und geriet auf den Einfall, ihre Hand einem Blinden zu geben. Er fand einen solchen, und dieser heiratete sie, ohne sie zu kennen. Nach einiger Zeit kam ein berühmter Augenarzt an den Ort, wo Herr von K. lebte, der vielen Menschen wJeder zum Sehen verhelfen hat. Man tat Herrn von K. den Vorschlag, seinen Schwiegersohn operieren zu lassen, allein er erwiderte: „Dieß werde ich wohl bleiben lassen; denn wenn er das Gesicht wJeder erhielte, so würde er mir meine Tochter zurückschicken. Wir wollen daher die Sache lassen, wie sie ist.“
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Konversations-Lexikon für Geist, Witz und Humor - Band 1 - B