Der sitzengebliebene Bräutigam
Der sitzengebliebene Bräutigam. Auf Zureden eines habsüchtigen Vormundes hatte sich eine junge Schöne wider ihre Neigung mit einem reichen alten Greise verlobt. Als die Trauung mit ihr vollzogen werden sollte, erschien der abgelebte Alte rot geschminkt, mit einem falschen Backenbarte und einer Perücke à la Titus vor ihr. Diesen Vorfall benutzte die lose Braut nun sogleich zu ihrem Vorteil, um seiner gänzlich los zu werden, indem sie in Gegenwart des Pfarrers und der Trauzeugen erklärte: „man wolle ihr hoffentlich doch keinen Mann antrauen, den sie gar nicht kenne. — Ihr Verlobter habe ein weißes Antlitz; sei nicht mit schwarzen, sondern mit weißen Haupt- und Barthaaren begabt,“ — welche Einwürfe sich der eitle Bräutigam, da er eben keinen Beruf fühlte, sich jetzt zu demaskieren, des Schimpfes halber schon gefallen und seine geliebte Braut im Stiche lassen musste.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Konversations-Lexikon für Geist, Witz und Humor - Band 1 - B