Blücher und die Franzosen

Blücher und die Franzosen. „Oh, Monseigneur! daignez faire la charité à un pauvre mis´srable!“ rief ein Bettler Frankreichs dem alten Blücher entgegen. Dieser aber warf ihm lächelnd ein Goldstück mit den Worten zu: „Schweig' nur still! miserabel seid Ihr Alle.“


— Der Fürst Blücher von Wahlstatt besuchte, während seines Aufenthaltes in Hamburg, die Wittwe Klopstocks, teils und hauptsächlich, weil sie die Wittwe des heiligen Sängers war, der von Religion, Freiheit und Vaterlandsliebe so begeistert und begeisternd gesungen hat, dass er, wenn der neue ästhetische Schwindel sich legt, wie früher, nach seinem innern Werte gewürdigt werden wird, teils aus alter Bekanntschaft. Nachdem Beide sich gegenseitig freundlichst begrüßt und manche frohe Jugendszene in Erinnerung gebracht hatten, wandte die Wittwe, in Gegenwart weniger anderen Personen, sich gegen einen kleinen gedeckten Tisch, auf welchem eine Flasche Wein und zwei Gläser standen. „Mein Klopstock wurde einst von dem deutschen Kaiser mit sechs Flaschen alten Tokaier beschenkt,“ sagte sie zum Fürsten: „fünf davon wurden an großen Festtagen geleert; die sechste, sagte mein Klopstock, wollen wir aufbewahren und nicht anders, als bei einem besonders feierlichen Tage anbrechen; es müsse der feierlichste unseres Lebens sein. Mein Klopstock starb, und die Flasche blieb unberührt; aber lebte er noch, er würde mit mir sagen: der heutige ist jener feierlichste Tag; — und mit Ihnen, mein Fürst! trinke ich aus dieser Flasche, zur Erinnerung Klopstocks.“ Der hochbejahrte Held war tief bewegt über diesen zartsinnigcn Beweis der Hochachtung, und in aller Anwesenden Augen glänzten Tränen der innigsten Rührung.



Blücher. In einem der Spielsalons zu Paris, welche die berühmtesten Notabilitäten nach dem siegreichen Einzüge der Alliirten besuchten, befand sich auch unter den im rouge et noir Mitspielenden der Sohn des bekannten Feldmarschalls Blücher. Mehrere Chancen hindurch begünstigte ihn das Glück auffallend, und der immer neu gewagte Gewinn wuchs bereits zu einem bedeutenden Goldhaufen, als ihn endlich der Bankier fragte, ob er nochmals das Ganze als Einsah sitzen lassen, oder ob er zurückziehen wolle. Der junge Blücher schwankte; er schien auf einmal der bisher ihm lächelnden Glücksgöttin zu misstrauen und wollte sich eben für Letzteres erklären, als sein plötzlich hereintretendcr Vater mit der Hand auf den Spieltisch schlug und ausrief: „Kein Blücher retiriert, — es gilt!“ Der Bankherr, überrascht durch diese Erscheinung und die entschiedene Sprache, mochte seinen Kunstgriff im Abschnellen der Kugel versehen haben; denn, siehe da! der junge Held feierte mit dem neuen Siege die reichste Goldernte.


— Einst durchwandelte Blücher eine enge Straße in Hamburg. Einige lustige französische Voltigeurs, die hinter ihm gingen und den Alten nicht kannten, schlugen ihn im Scherz mit ihren leichten Spazierstöcken auf den Rücken, um sich von ihm Platz machen zu lassen. Lächelnd sah sich Blücher um, indem er vor sich hin sprach: „Schlagt nur zu; ich schlag' Euch wohl einmal wieder!“