Beschämung
Beschämung. Als ein junger Mann seiner Geliebten im Zorne mit der Bekanntmachung ihrer Liebesbriefe drohte, erwiderte diese: „Meiner Briefe brauche ich mich nicht zu schämen, aber der Aufschrift.“
— Ein Admiral, der die meiste Zeit seines Lebens auf den Meeren herumschiffte, selten nur eine Insel und noch seltener das feste Land betrat, hatte endlich das Glück, eine geraumere Zeit in sein Vaterland und in eine der schönsten Seestädte Europas heimkehren zu können. Er ward in einem gräflichen Hause wohl aufgenommen, es wurde ihm zu Ehren große Tafel gegeben und nach Beendigung derselben baten sich die jungen Grafen die Ehre aus, mit dem alten Admirale einen Spazierritt machen zu können. Der Admiral entschuldigte sich, „meine Herren,“ sprach er, „mit vielem Vergnügen würde ich Ihrem Antrage willfahren, aber da ich seit der Zeit meiner Jugendjahre kein Pferd bestieg, und ich daher wirklich eine ganz sonderbare Figur an der Seite so junger, geübter Reiter machen würde, so bitte ich recht sehr um Vergebung, wenn ich in Ihr Begehren nicht einwilligen kann.“ — Aber die jungen Grafen drangen so sehr in den Admiral, bestürmten ihn so sehr mit Bitten, dass dieser endlich nachgab und in Gesellschaft der jungen Herren und mehrerer ihrer jungen Freunde, die sich schon auf eine kleine Belustigung, die ihnen der Admiral durch seine Nichtkenntnis im Reiten verschaffen würde, freueten, die Reitpartie annahm. — Die Pferde wurden vorgeführt, man schwang sich auf selbe, und der alte Admiral, der ein Gleiches tun wollte, hatte das Unglück, auf der andern Seite des Pferdes wieder hinabzufallen. Die junge Gesellschaft konnte sich des Lachens nicht erwehren und ließ mehrere spöttische Anmerkungen fallen. Dies ärgerte den alten Admiral und er beschloss, diesen Schimpf bei der ersten Gelegenheit zu ahnden. — Nicht lange nach dieser Begebenheit lud der Admiral die ganze junge Gesellschaft auf sein Admiralsschiff zu Gaste und ließ alle nötigen Anstalten treffen, seine Gäste auf das Angenehmste zu überraschen. — Der bestimmte Tag kam und mit ihm der Augenblick der Vergeltung der an ihm verübten Beschimpfung. Er wollte den jungen Leuten einen kleinen Verweis geben, damit sie fernerhin nicht mehr ihren Mutwillen an alten Menschen kühlen sollten. — Man aß und trank, spielte und erzählte sich verschiedene Dinge, bis der Abend endlich heranrückte. „Meine Herren!“ rief mit einem Male der Admiral aus vollem Halse, „schon ist die Sonne ihrem Untergange nahe, und noch haben wir bei keinem Glase unsers guten Königs gedacht. Lasst uns anstoßen auf sein Wohlergehen!“ — Schnell griff nun Alles nach den vollen Gläsern, klirrend stieß man dieselben aneinander und setzte sie an den Mund, um sie auf das Wohl des Königs ganz zu leeren. Da rief der Admiral ein kräftiges Vivat! — Mit einem Male, als wenn alle Donnerwetter los wären, krachten 50 Kanonen auf dem Admiralschiffe, erschütterten dasselbe heftig, und Knall und Fall lag die ganze junge Gesellschaft, wie vom Blitz getroffen, unter dem Tische. Nur der Admiral saß eisenfest auf seinem Sitze, leerte ganz ruhig sein Gläschen und sagte endlich: „Nun, meine Herren, wollen Sie mir nicht Bescheid geben auf des Königs langes Leben?“ Da kroch ein junger Herr nach dem andern unter dem Tische hervor und schlich sich beschämt weiter.
— Ein Admiral, der die meiste Zeit seines Lebens auf den Meeren herumschiffte, selten nur eine Insel und noch seltener das feste Land betrat, hatte endlich das Glück, eine geraumere Zeit in sein Vaterland und in eine der schönsten Seestädte Europas heimkehren zu können. Er ward in einem gräflichen Hause wohl aufgenommen, es wurde ihm zu Ehren große Tafel gegeben und nach Beendigung derselben baten sich die jungen Grafen die Ehre aus, mit dem alten Admirale einen Spazierritt machen zu können. Der Admiral entschuldigte sich, „meine Herren,“ sprach er, „mit vielem Vergnügen würde ich Ihrem Antrage willfahren, aber da ich seit der Zeit meiner Jugendjahre kein Pferd bestieg, und ich daher wirklich eine ganz sonderbare Figur an der Seite so junger, geübter Reiter machen würde, so bitte ich recht sehr um Vergebung, wenn ich in Ihr Begehren nicht einwilligen kann.“ — Aber die jungen Grafen drangen so sehr in den Admiral, bestürmten ihn so sehr mit Bitten, dass dieser endlich nachgab und in Gesellschaft der jungen Herren und mehrerer ihrer jungen Freunde, die sich schon auf eine kleine Belustigung, die ihnen der Admiral durch seine Nichtkenntnis im Reiten verschaffen würde, freueten, die Reitpartie annahm. — Die Pferde wurden vorgeführt, man schwang sich auf selbe, und der alte Admiral, der ein Gleiches tun wollte, hatte das Unglück, auf der andern Seite des Pferdes wieder hinabzufallen. Die junge Gesellschaft konnte sich des Lachens nicht erwehren und ließ mehrere spöttische Anmerkungen fallen. Dies ärgerte den alten Admiral und er beschloss, diesen Schimpf bei der ersten Gelegenheit zu ahnden. — Nicht lange nach dieser Begebenheit lud der Admiral die ganze junge Gesellschaft auf sein Admiralsschiff zu Gaste und ließ alle nötigen Anstalten treffen, seine Gäste auf das Angenehmste zu überraschen. — Der bestimmte Tag kam und mit ihm der Augenblick der Vergeltung der an ihm verübten Beschimpfung. Er wollte den jungen Leuten einen kleinen Verweis geben, damit sie fernerhin nicht mehr ihren Mutwillen an alten Menschen kühlen sollten. — Man aß und trank, spielte und erzählte sich verschiedene Dinge, bis der Abend endlich heranrückte. „Meine Herren!“ rief mit einem Male der Admiral aus vollem Halse, „schon ist die Sonne ihrem Untergange nahe, und noch haben wir bei keinem Glase unsers guten Königs gedacht. Lasst uns anstoßen auf sein Wohlergehen!“ — Schnell griff nun Alles nach den vollen Gläsern, klirrend stieß man dieselben aneinander und setzte sie an den Mund, um sie auf das Wohl des Königs ganz zu leeren. Da rief der Admiral ein kräftiges Vivat! — Mit einem Male, als wenn alle Donnerwetter los wären, krachten 50 Kanonen auf dem Admiralschiffe, erschütterten dasselbe heftig, und Knall und Fall lag die ganze junge Gesellschaft, wie vom Blitz getroffen, unter dem Tische. Nur der Admiral saß eisenfest auf seinem Sitze, leerte ganz ruhig sein Gläschen und sagte endlich: „Nun, meine Herren, wollen Sie mir nicht Bescheid geben auf des Königs langes Leben?“ Da kroch ein junger Herr nach dem andern unter dem Tische hervor und schlich sich beschämt weiter.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Konversations-Lexikon für Geist, Witz und Humor - Band 1 - B