Ausgezogen

Ausgezogen. Ein Israelit, Lazarus N—ß, trieb einen sehr einträglichen Handel mit Kontrebande. Lange Zeit geschah dies ohne alle Anfechtung; endlich aber wurde doch sein unerlaubtes Gewerbe verraten. Eines Morgens in aller Frühe fanden sich daher einige Acciseofficianten bei ihm ein. Sie traten ganz unerwartet in sein Zimmer, als er noch im Bette lag. „Wohnt hier ein gewisser Lazarus N—ß?“ fragte der eine dieser Officianten. —“Ja,“ versetzte der Überraschte, ohne die Fassung zu verlieren, ob er gleich merkte, in welcher Absicht er diesen Morgenbesuch erhielt, „aber er ist ausgezogen,“ setzte er hinzu. Auf diese Versicherung entfernten sich die unwillkommenen Gäste. Lazarus sprang eilig aus dem Bette, zog sich an, und schaffte die vorrätigen Contrebandewaren bei Seite. Die Accisebedienten hatten sich inzwischen bei dem Hauswirte näher nach dem Lazarus N —ß erkundigt, und diesem erfuhren sie bald zu ihrem Erstaunen, dass sie eben in seinem Quartier gewesen und ihn gesprochen hätten. Sie kehrten also zu ihm zurück und machten ihm Vorwürfe, wie er sie habe belügen und sagen können, er sei ausgezogen. „Mai, hab' ich doch nichts gesagt, als die Wahrheit,“ versetzte der zur Rede Gestellte; „Sie fragten: wohnt hier Lazarus N—ß? Da hab' ich geantwortet: ja! aber er ist ausgezogen; ich lag ja noch ausgezogen im Bette, und es wäre doch wohl unschicklich gewesen, solche vornehme Herren unangezogen zu empfangen.“