Aufschneiderei

Aufschneiderei. Als neulich im X.... Theater der „Freischütz“ gegeben wurde und im zweiten Akte der Mond aus den Wolken brach, wirkte dies Schauspiel so stark auf einen jungen Mann, dass derselbe augenblicklich die steile Parterrewand hinauflief und auf der Brüstung der ersten Gallerie anfing spazieren zu gehen.

— Ein Herr war neulich zu einem Hauskonzerte geladen; am Schlusse des Konzertes war der Herr verschwunden, nur seine Kleider fand man auf einem Armstuhle liegen. Den Herrn hatte die Langweile — verzehrt.


— Letzthin erschrack ein junger Mann so gewaltig, dass sogar sein Schatten an der Wand erblasste.

— Ein französischer Soldat, der in Algier dienstunfähig geworden, unterhielt die Bewohner seines heimatlichen Dorfes, wohin er sich zurückgezogen, in gemütlichen Winterabenden beim Bierglase mit seinen wunderbaren Erlebnissen in der Berberei. Unter andern erzählte er von einer eigenen, sehr zweckmäßigen Hinrichtungsart in Bilebulgerid. „Dort wird nämlich dem Verbrecher ein gewaltiger Regenschirm in den Leib getrieben, und jener dann mit Macht aufgespannt.“ — „In der Gegend von Bona wollte er einen Araber gekannt haben, der eine Auster so gezähmt, dass sie ihm wie ein Hund auf der Promenade nachlief.“ —“Auch behauptete er, auf dem Markte von Constantine einen seltsamen Verkehr gesehen zu haben. Ein Käufer gab für Waren einen Franzosenkopf und bekam zwei Beduinenkinderköpfe statt Kleingeld heraus.“ — „An der Grenze der Sahara versicherte er, ein Völkchen kennen gelernt zu haben, das sich vom Kamelmist nährt und zwar Morgens, Mittags und Abends nichts als Kamelmist verzehrt.“ — Aber wie ist das möglich? riefen hier die Zuhörer, solches Zeug zu essen. — „Ab, meine Herren,“ erwiderte der algierische Soldat, „es kommt dabei nur auf die Zubereitung an.“

— Ein bartloser Fähndrich zu X. hat seine Gesichtsmuskeln so in der Gewalt, dass er während der Parade seine starken Augenbraunen bis unter die Nase herabzieht und so den Mangel von Schnurrbart täuschend ersetzt.