Arzt
Arzt — in der Regel ein studierter, mitunter aber auch ein inspirierter Mann, z. B. Wunderdoktor, Magnetiseur etc., der den Beruf hat oder es sich zum Berufe macht, für die Kranken mit dem Tode um ihre Leiber, eben so wie Geistlichkeit mit dem Teufel um die Seelen, zu kämpfen. Er tut, was er kann oder zu können glaubt, verordnet, was er weiß oder zu wissen wähnt, und vertraut auf den lieben Gott und die Widerstandsfähigkeit der menschlichen Natur, sowohl gegen den Tod als gegen seine Verordnungen, obgleich für beide zuletzt kein Kraut gewachsen ist. Seine Adjutanten sind: Apotheker, Bader, Scharfrichter, Schäferknechte und alte Weiber; seine Universalmittel, wenn die Mittel aus den drei Reichen der Natur nicht ausreichen, Wasser und Wind.
— Der Doktor Vauseblen, ein berühmter holländischer Arzt, der seit mehreren Jahren in London praktiziert hatte, ging einst über einen Marktplatz und sah dort einen Quacksalber, der in einem schönen offenen Wagen, mit vier Pferden bespannt und von mehreren prächtig gekleideten Bedienten umgeben, einherfuhr und unter eine große Menge Volks seine Universalmedizin verkaufte.
Der holländische Arzt erkundigte sich nach der Wohnung des Quacksalbers, besuchte ihn und sagte zu ihm bei seinem Eintritt ins Zimmer: „Fast sollt' ich glauben, dass wir uns schon irgendwo gesehen haben; aber ich erinnere mich nicht, wo und wann.“ — „Sie haben ganz Recht,“ erwiderte der Charlatan, „ich kann Ihnen mehr darüber sagen. Ich war mehrere Jahre über bei Lady Water Bedienter, die Sie oft mit Ihren Besuchen beehrten.“ — „Aber wie ist es möglich, dass Sie ohne Erziehung und Kenntnisse als Arzt praktizieren und in so kurzer Zeit damit ein so beträchtliches Vermögen verdienen können? Mir hat es nicht glücken wollen, und doch übe ich die Arzneikunst schon vierzig Jahre und, wie ich glaube, nicht ganz ohne Ruhm.“ — „Ehe ich Ihnen diese Frage beantworte, erlauben Sie mir wohl, Ihnen erst eine vorzulegen. Sie wohnen in einer der lebhaftesten Straßen von London; wie viel Menschen gehen wohl täglich vor Ihrem Quartier vorüber?“ — „Das ist schwer zu bestimmen, indess sollte ich wohl meinen, über tausend.“ — „Und wie viele gibt es wohl unter diesen, die gesunden Menschenverstand haben? — Verstehen Sie mich recht, unverdorbenen gesunden Menschenverstand.“ — „Je nun, wenn es hoch kommt, vielleicht hundert.“ — „Sehen Sie, Herr Doktor, hier haben Sie die Antwort auf Ihre Frage. Diese hundert sind Ihre Kunden, die übrigen sind meine.“
— Der Doktor Vauseblen, ein berühmter holländischer Arzt, der seit mehreren Jahren in London praktiziert hatte, ging einst über einen Marktplatz und sah dort einen Quacksalber, der in einem schönen offenen Wagen, mit vier Pferden bespannt und von mehreren prächtig gekleideten Bedienten umgeben, einherfuhr und unter eine große Menge Volks seine Universalmedizin verkaufte.
Der holländische Arzt erkundigte sich nach der Wohnung des Quacksalbers, besuchte ihn und sagte zu ihm bei seinem Eintritt ins Zimmer: „Fast sollt' ich glauben, dass wir uns schon irgendwo gesehen haben; aber ich erinnere mich nicht, wo und wann.“ — „Sie haben ganz Recht,“ erwiderte der Charlatan, „ich kann Ihnen mehr darüber sagen. Ich war mehrere Jahre über bei Lady Water Bedienter, die Sie oft mit Ihren Besuchen beehrten.“ — „Aber wie ist es möglich, dass Sie ohne Erziehung und Kenntnisse als Arzt praktizieren und in so kurzer Zeit damit ein so beträchtliches Vermögen verdienen können? Mir hat es nicht glücken wollen, und doch übe ich die Arzneikunst schon vierzig Jahre und, wie ich glaube, nicht ganz ohne Ruhm.“ — „Ehe ich Ihnen diese Frage beantworte, erlauben Sie mir wohl, Ihnen erst eine vorzulegen. Sie wohnen in einer der lebhaftesten Straßen von London; wie viel Menschen gehen wohl täglich vor Ihrem Quartier vorüber?“ — „Das ist schwer zu bestimmen, indess sollte ich wohl meinen, über tausend.“ — „Und wie viele gibt es wohl unter diesen, die gesunden Menschenverstand haben? — Verstehen Sie mich recht, unverdorbenen gesunden Menschenverstand.“ — „Je nun, wenn es hoch kommt, vielleicht hundert.“ — „Sehen Sie, Herr Doktor, hier haben Sie die Antwort auf Ihre Frage. Diese hundert sind Ihre Kunden, die übrigen sind meine.“
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Konversations-Lexikon für Geist, Witz und Humor - Band 1 - A