Anatomie

Anatomie. Zergliederungskunst. Die jungen Ärzte üben sich fleißig im Zergliedern toter Menschen, damit sie, wenn sie einst einen Patienten unter die Hände bekommen, nach seinem Tode wissen, was ihm gefehlt hat. Die Damen, denen es nicht erlaubt ist, die Universitäts-Seziersäle zu besuchen, schlagen ihr Theatrum anatomicum in Kaffeegesellschaften auf, und anatomieren alle Leute bei lebendigem Leibe.


Anatomie. Vor Kurzem gingen zwei Berliner Frauen aus der untern Klasse zusammen bei der Anatomie vorüber, in welchem großen Gebäude damals auch die Singakademie ihr Lokal hatte. Es war daselbst eben Singprobe und wurde so laut gesungen, dass man es auf der Straße hören konnte. Da fragte die eine Frau die andere: „Was ist das für ein großes Haus?“ — „Weeß Sie det nich, Frau Gevatterin? Det is die Anatomie.“— „Was is det, die Anatomie?“ — „Da schneiden sie den Leuten die Leiber auf.“ — „Was? Barmherziger Gott, hört mal, wat sie schreien. Wenn det unser juter König wüsste!“