Akten

Akten. Einst kam ein Bauer zu seinem Advokaten, sich um den Ausgang seines Prozesses zu erkundigen. „Mein lieber Freund!“ sagte der Advokat, „Er hat Seinen Prozess verloren, es ist nichts anders zu machen, Er muss sich zufrieden geben.“ — „So, so! Zeigen Sie mir doch alles das Papier, was Sie bei diesem Prozess verschmiert haben, Herr Advokat!“ — „Warum nicht? gerne; hier sind die Akten.“ — „Warum, Herr! ist denn Alles so weitläufig und so viel weißes Papier?“ sagte der Bauer. — „Das versteht Er nicht, mein lieber Alter, das heißt in der Gerichtssprache Akten geschrieben.“ — „So, so! Akten geschrieben, Akten geschrieben. Nu, nu, ist mir, oder muss mir wohl recht sein. Aber, Herr Advokat! ich bin arm, mit Geld kann ich Sie nicht bezahlen, aber abdienen will ich's herzlich gern.“ — „Immerhin, damit Er sieht, dass ich's mit Ihm gut meine, ich nehme Seinen Antrag an, Er soll mir mein Korn dafür ausdreschen.“ Der Bauer kam zur bestimmten Zeit, legte aber die Garben so weitläufig auseinander, und schlug so leicht darauf herum, dass die Hälfte des Getreides in den Ähren blieb. Der Advokat besuchte ihn bei der Arbeit und warf ihm seine Gewissenlosigkeit vor, so schlecht zu dreschen. — „Das verstehen Sie nicht, Herr Advokat! das heißt Akten dreschen,“ erwiderte der Bauer.