Ärzte

Ärzte. Eine Dame auf dem Lande wurde krank und ließ einen Arzt aus der eine halbe Stunde davon entlegenen Stadt holen. Er kam, und nachdem sie beinahe völlig wieder hergestellt war, setzte er doch noch immer seine Besuche fort. Die Dame äußerte ihm also, dass sie nicht weiter seine täglichen Besuche erwarte, weil es ihm wohl zu beschwerlich fallen möchte, einen so weiten Weg zu ihr zu machen. „O,“ versetzte der Doktor, „das hat gar nichts zu bedeuten; ich habe noch einen Patienten in Ihrer Nachbarschaft, und so kann ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.“

— Voltaire hat manches Unwahre in die Welt gesandt. Eine, Wahrheit jedoch hat er bestimmt ausgesprochen mit seiner Definition des Begriffes vom Arzte. Er nennt den Arzt einen unglücklichen Mann, von dem man alle Tage verlangt, dass er ein Wunder wirke, nämlich das, die Gesundheit und Unmäßigkeit mit einander in Einklang zu bringen.


— Als man einem Arzte Vorwürfe machte, er bediene sich allerlei Charlatanerieen, um Aufsehen zu erregen, versetzte er, sich entschuldigend: „Das muss man heut zu Tage; denn ohne dieses habe ich wenig Patienten, und ohne Patienten kann ich nicht leben.“ — „Ja wohl,“ versetzte ein Spötter, „aber Jene desto sicherer ohne Sie.“

— In früheren Zeiten, wo sich die Ärzte in England noch durch eine besondere Kleidertracht kenntlich machten, kam an einem stürmischen Tage ein Doktor an das Ufer der Themse und fragte einen Schiffer, ob er ihn nach Greenwich sicher übersetzen könne?
      „Das kann ich, Herr Doktor!“ war die Antwort. — „Ich will's glauben,“ meinte der Arzt; „aber ihr Fischer seid so unverschämt, und verlangt dann für die kurze Fahrt sechs Pence.“ — „Erlauben Sie mir zu bemerken,“ erwiderte der Fährmann, „dass wir Schiffer weit billiger darin denken, als die Herren Doktoren; die expedieren Keinen unter acht bis zehn Guineen.“

— „Meine Patienten können mit mir zufrieden sein,“ sagte prahlerisch ein Arzt, — „es hat aber auch wirklich noch kein Kranker, den ich in die Kur nahm, über mich geklagt!“ — „Das ist sehr natürlich,“ erwiderte Jemand, „denn die Todten reden ja nicht.“

— Von einem Manne wurde erzählt, dass er sich in sehr guten Vermögensumständen befinde, und dass gewiss Niemand von ihm etwas zu fordern habe. Ein Arzt, der sich in der Gesellschaft befand, ließ sich vernehmen: „Das ist nicht wahr, er ist mir noch den Tod seiner Frau schuldig.“

— Vor dem Pariser Zuchtpolizeigericht war ein gewisser Gobieur wegen unbefugter Ausübung der Heilkunde angeklagt. Sein Vertheidiger wies nach, dass sein Client, ein Blutegelhändler, einige medizinische Kenntnisse besitze, und dieselben aus Menschlichkeit und ohne Gewinn in einem einzelnen Falle angewendet habe. Auch der König Ludwig Philipp sei ja einmal vom Wagen gestiegen, um einem gestürzten Postillon zur Ader zu lassen, und man werde doch deswegen den König nicht wegen unbefugter Ausübung der wundärztlichen Kunst vor Gericht stellen wollen. Die Zuhörer lachten, die Richter lachten mit, und der Angeklagte wurde freigesprochen.

Ärzte. Ein Arzt in Paris, der einen seiner Patienten durch den Tod verloren hatte, erhielt einige Tage darauf eine Schachtel. Als er sie öffnete, fand er darin eine goldene Tabatiere, und an der innern Seite des Deckels die Worte eingraviert: „Dem Herrn Doktor . . . die dankbaren Erben des Rentiers ...“ — O, nicht immer ist Undank der Welt Lohn.

— „Sie sind ein geschickter Arzt,“ sprach der Fürst K . . zu dem verstorbenen Hufeland, „Sie müssen alle Krankheiten heilen können, Sie kennen den menschlichen Körper so genau.“ — „Den kenne ich allerdings,“ versetzte Hufeland, „es geht uns Ärzten so wie den Nachtwächtern, sie kennen die Straßen wohl, aber sie wissen nicht, was innerhalb der Häuser vorgeht.“

— Des Menschen Bestimmung ist 70 Jahre; Adam konnte sie nicht erreichen, aus Mangel an ärztlicher Hilfe.

— Der Hofrat P. war ein entschiedener Gegner aller Ärzte. Als er einmal schwer erkrankte, sandte er zu einem.
Ein Freund von ihm, der dies erfahren, äußerte darüber sein Befremden. „Wie kannst Du das sonderbar finden,“ sagte er, „mir geht es wie einem Menschen, der schon bankerott ist; er spielt in der Lotterie.“

— „Wie viel Todte?“ fragte der Hospitalarzt. — „Neun!“ — „Ich habe doch für Zehn Medizin gegeben.“ — „Ja, Einer hat sie nicht einnehmen wollen!“

— Zu Prag wurde eine Leiche mit vieler Pracht und unter einer Trauermusik begraben. Im Gefolge befand sich auch der Arzt des Verstorbenen. Viele Zuschauer hatten sich versammelt und folgten dem Zuge bis zum Kirchhofe, angelockt von der schönen Musik.
      Einer von diesen fragte einen Bekannten: „Können Sie mir nicht sagen, wer diese Trauermusik komponiert hat?“ — „Nein,“ erhielt er zur Antwort, „den Namen des Komponisten weiß ich nicht, aber (auf den Arzt zeigend) hier können Sie den Verfasser des Textes sehen.“

— Jemand sagte zu Lord Effingham: „In Grönland werden die Menschen häufig hundert Jahre und darüber alt, und doch gibt es dort keinen Arzt. Ist das nicht wunderbar?“ — „Bei uns in London gilbt es mehrere tausend Ärzte,“ erwiderte der Lord, „und Mancher wird doch hundert Jahre alt; ist das nicht weit wunderbarer?“

Ärzte. Die Räuber rufen den Reisenden zu: „Die Börse oder das Leben!“ — Die schlechten Ärzte nehmen den Reisenden durchs Leben Beides zugleich ab.

— Man sah in Linz den Doktor ... zu einem Kranken gehen. Gleich hinter ihm ging der Messner zu demselben Kranken, um mit dessen Verwandten über das Begräbnis des Patienten zu reden.

— O sinnt nicht lang' auf Gründe,
Warum sich Leibarzt Till
Nicht selbst kurieren will!
Der Selbstmord ist ja Sünde.

— Wunder eines Doktors.
Der ew'ge Jude, Ihr Collegen!
Muss doch nicht umzubringen sein.
Ich gab unlängst ihm Pillen ein.
Heut' (rasend hätt' ich werden mögen)
Kommt mir der Kerl gesund entgegen.