Advokaten-Kunstgriffe

Advokaten-Kunstgriffe. Im Parlamente zu Paris kam ein Prozess vor, wo eine Familie einem elternlosen kleinen Knaben gewisse Erbschaftsgüter streitig machen wollte. Der Advokat des Waisen, der wie dort gewöhnlich öffentlich seines Klienten Ansprüche in einer wohlgesetzten Rede bewies, hob bei den rührendsten Stellen den Knaben in die Höhe, und wies ihn Richtern und Volk, um Mitleid zu erregen, und alle Augen waren nass von Tränen, weil besonders der Knabe so jämmerlich schrie. Der Advokat der Gegenpartei, der auch in die Geheimnisse der Redekunst eingeweiht war, fragte plötzlich den Knaben: warum er so weine? „Ach der Herr Advokat zwickt mich so sehr!“ schrie der Knabe, und Alles brach in lautes Gelächter aus.