Adressen

Adressen. Ein Bauer, der sich auf der Galerie des ungarischen Nationalversammlungs-Saales befand, soll, da die Adress-Beratungen gar kein Ende nahmen, gesagt haben: „Na, wenn die Herren schon mit der Adresse nicht fertig werden können, wie viel Zeit wird dann der Brief erst wegnehmen?“

— Der Doktor P. war Armendoktor zu M. Cr hatte die Frau eines verarmten Bürgers in der Kur. Da er sie lange aus mehrere mündliche Aufforderungen nicht besucht hatte, schrieb der Mann der Patientin an ihn und machte die Adresse: „An den armen Doktor Herrn P. etc.“


— Auf dem Pesther Postamte lief ein Brief aus Galizien unter folgender Adresse ein: „An Herrn v. E., pensionierten Rittmeister zu Gödöllö, zwei Stunden hinter Ungarn.“

— An einen Vagabunden, der in Spandau von seinen Taten ausruhte, richtete Jemand einen Brief mit der Adresse: „An den Königl. Preußischen Baugefangenen Herrn N. N. Wohlgeboren in Spandau.“

— Die französische Zeitschrift: L’Independant wird der Redaktion des österreichischen Beobachters alle Tage unter folgender buchstäblich nachgeschriebenen Adresse zugesandt:
Mr. l’dediteur de l’Asteireichischer Beobecter Beobecter. à Vienne. Autrich. Castelli.

— Der Sohn eines Bauers war zum Militär weggenommen, und kam unter die Cavallerie. Da eben Krieg war, musste er mit seinem Regimente bald ins Feld marschieren. Binnen einigen Monaten schrieb der Vater einen Brief an ihn und setzte folgende Adresse darauf:

„An meinen Sohn Johann, hinter die schweren Reiter in Krieg.“ oito cito und sehr notwendig a Krieg.

— Man zeigte mir die Adresse eines Briefes, welcher von einem italienischen Handlungshause an die hiesige Pottendorfer Spinnfabrik abgesandt war. Die Aufschrift lautete wörtlich: „Alli Signori Pottendorf e Spinn.“ C.

— Als ein Muster der Deutlichkeit kann wohl folgende Adresse gelten, die dem Titelblatte eines in Prag, bei Gottlieb Haase Söhne, erschienenen Katalogs wörtlich entnommen ist: „Technische und academische Farben- und Kunstsachenhandlungs-Niederlage des Jof. Fr. Convalina, Kauf- und Handelsmann in Prag, wohnhaft Anfangs der langen Gasse, unter dem roten Krebsen, im Eckhause Nr. 612, seitwärts dem Röhrkasten, wo die Schildwache steht, im 2. Hofe, die ganz große steinerne Stiege, dem Haupteingange gegenüber, wo der Nussbaum steht, im ersten Stockwerke, und die Firmatafel seine Wohnung anzeigt.“

Adressen. Auf der Post in München kam ein Brief an, mit der Adresse: „An meinen lieben Sohn in München.“ Wo sollte der liebe Sohn gefunden werden? Man ließ den Brief liegen. Nach drei Tagen erschien ein Knabe auf der Post und fragte: „Ist kein Brief von meiner lieben Mutter da?“ Aha, meinte der Expedient, das ist der liebe Sohn, und die Sache war auch richtig.

— Der Minister Graf von Hoym ließ einmal in Berlin kurz vor einer Reise nach Breslau einen Schneider zu sich rufen, um einige ihm nachzuschickende Livreen zu bestellen. In der Verlegenheit, worin sich der Schneider wegen der gehörig abzufassenden Adresse befand, suchte er unter der Menge von Brief-Couverten, die in dem Arbeitszimmer des Ministers lagen, eines zu erhaschen. Unglücklicherweise war es das eines königlichen Handschreibens, und der Minister staunte nicht wenig, als er bald darauf einen seine Livreen begleitenden Brief erhielt, mit der Aufschrift: „An meinen lieben Minister Graf v. Hoym in Breslau. Hierbei zwei Kleider von seinem Schneider.“

— An die Frau des bekannten Sängers Reichel in Hamburg kam einst ein Brief mit der Adresse: „Ihro Wohlgeboren, der Frau Bassistin Reichel zu Hamburg.“

— Eines Tages kam auf der Thurn- und Taxis'schen Post in Frankfurt aus Paris ein Schreiben mit der Adresse an: „Monsieur Vorzügliche Auswahl, horticulteur à Francfurt s. M. en Allemagne.“ Das Schreiben wurde einem der ersten Handelsgärtner, der mit Paris in lebhafter Verbindung steht, überliefert. Die sonderbare Adresse war aber einem Katalog entnommen, dessen Titel lautet: „Vorzügliche Auswahl der Pflanzen u. s. w.“ Der Absender des Briefes ist ein angesehenes Haus in Paris.