010. Der getreue Eckhart (Nach Grimm.)

Man sagt von dem treuen Eckhart, dass er vor dem Venusberg oder Höfelberg sitze und alle Leute warne, die hineingehen wollen. Johann Kennerer, Pfarrherr zu Mannsfeld, seines Alters über achtzig Jahre, erzählte, dass zu Eisleben und im ganzen Lande Mannsfeld das wütende Heer vorübergezogen sei, alle Jahr auf der Fastnacht Dornstag, und die Leute sind zugelaufen und haben darauf gewartet; nicht anders, als sollte ein großer mächtiger Kaiser oder König vorüberziehen. Vor dem Haufen ist ein alter Mann hergegangen, hat sich selbst den treuen Eckhart geheißen. Dieser Mann hatte die Leute heißen aus dem Wege weichen, auch etliche Leute gar heimgehen, sie würden sonst Schaden nehmen. Nach diesem Mann haben etliche geritten, etliche gegangen und es sind Leute gesehen worden, die neulich an den Orten gestorben waren, auch der eins Teils noch lebten. Einer hat geritten auf einem Pferde mit zwei Füßen. Der Andere ist auf einem Rade gebunden gelegen, und das Rad ist von selbst umgelaufen. Der Dritte hat einen Schenkel über die Achsel genommen und hat gleich sehr gelaufen. Ein Anderer hat kein Kopf gehabt und der Rück ohn Maßen. In Franken ist’s noch neulich geschehen und zu Heidelberg am Neckar hat man's oft im Jahr gesehen. Das wütende Heer erscheint in Einöden, in der Luft und im Finstern, mit Hundegebell, Blasen auf Waldhörnern und Brüllen wilder Tiere, auch sieht man dabei Hasen laufen und hört Schweine grunzen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lesebuch zur Förderung humaner Bildung