001. Der heilige Wald der Semnonett (Nach Grimm.)

Unter den Sueven waren die Semnonen das älteste und edelste Volk. Zu gewissen Zeiten hielten sie in einem Walde, heilig durch den Gottesdienst der Vorfahren und durch alten Schauer, Zusammenkünfte, wozu alle aus demselben Blute entsprungene Stämme Abgesandte schickten, und brachten ein öffentliches Menschenopfer. Vor dem Haine tragen sie solche Ehrfurcht, dass niemand hineintritt, der sich nicht vorher in Bande hätte binden lassen zur Anerkennung seiner Schwäche und der göttlichen Allmacht. Fällt er von ungefähr auf die Erde, so ist ihm nicht erlaubt aufzustehen oder aufgehoben zu werden, sondern er wird auf dem Erdboden hinausgeschleift. Dieser Gebrauch weist dahin, wie aus dem Heiligtum das Volk entsprungen, und der allwaltende Gott da gegenwärtig sei, dem alles andere gehorsam sein müsse.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lesebuch zur Förderung humaner Bildung