Abschnitt. 8

Übrigens gelten bei dem Einkauf der Handelspferde noch folgende Regeln, als:

1) Man muss so viel als möglich seine Ware mit barem Gelde zu bezahlen suchen, denn bei dem Kredit bringt der Verkäufer die Zinsen des Kapitals mit in Anschlag , die ihm der Umsatz desselben im Handel, oder in irgend einem andern Geschäft, eingetragen haben würde.


2) Man muss in ein Stück, auf dessen baldigen Absatz man wenigstens nicht mit vieler Gewissheit rechnen kann, nicht ein zu großes Kapital stecken, mit dem man sonst nicht allein das Risiko vermehrt, indem es aus ein einziges Stück konzentriert ist, sondern auch den Handel beschränkt, da es doch wahrscheinlicher ist, dass 2 und 3 geringere Pferde, die man für die selbe Summe kaufte, nicht allein nicht alle fehlerhaft werden oder gar krepieren, sondern auch eher Käufer finden werden Das Kapital muss daher verteilt, und nicht auf einen, sondern auf mehre Käufer angelegt und berechnet sein.

3) Überhaupt muss man als Händler mehr gemeinere, als Pferde von edler Rasse und wahrem Wert kaufen, da der Kenner, Reiter und Käufer der letztern wenige, die der gemeinern Pferde zahlreicher sind. Denn nur zu häufig ist es in dem Pferdehandel der Fall, dass, wenn die Blender alle verkauft sind, Pferde von wahrem Wert noch als Ladenhüter dastehen.

4) Der Pferdehändler muss daher nur nicht nach seinem Geschmack, nach seinem Geschmack, nach seinem Gefühl, nach den Eigenschaften, die er als Kenner von einem Pferde verlangt, genug, er muss die Pferde nicht sowohl für sich, er muss sie nach dem herrschenden Geschmack seiner Abnehmer, ihren Verhältnissen und den Eigenschaften, die sie von ihnen verlangen, einkaufen und daher den Pferdekenner von dem Pferdehändler zu unterscheiden wissen. Eine hübsche Figur, eine gefällige Farbe oder Abzeichnung, ein schöner Aufsatz, Frömmigkeit und Leichtigkeit sind im Allgemeinen für den Händler mehr wert, als edle Rasse, gutes Fundament, regelmäßige Stellung, kräftige und freie Bewegung. Genug, Blender sind die gesuchteste Ware, andere Eigenschaften verlangt und sucht nur der wahre Pferdekenner und Reiter und deren Anzahl ist in unsern Tagen sehr klein. Wer daher sein Kapital in Pferde von vielem Wert steckt, und ihres Absatzes nicht schon bei dem Einkauf gewiss ist, wird wenig Zinsen, noch wahrscheinlicher aber Verlust dabei haben.

5) Man sehe bei dem Einkauf vorzüglich auf die Jugend. Bei dem Stande unserer jetzigen Pferdekenntnis läuft nur Alles bei der Besichtigung eines Handelspferdes und reißt diesem das Maul auf, um zu sehen, wie alt es ist; um die Beine, um die Bewegung, um die Kraft, um das Gangwerk bekümmert man sich wenig. Ist das Tier noch von einem hübschen Geist, wohl gar von einem hübschen Aufsatz ? sei auch die Stellung und Bewegung noch so schlecht und kraftlos ? hat es einen schmalen und kleinen Kopf, eine niedliche Abzeichnung, dünne Beinchen und trägt den Schweif leidlich, so kann man von seinem baldigen und vorteilhaften Absatz im Voraus überzeugt sein und braucht sich um das Fundament desselben, um die Stellung, um die Kraft, die Bewegung, ja nicht selten um die Gesundheit desselben, nicht zu bekümmern; es ist trotz dem, nach dem herrschendsten Geschmack, nach der Mehrzahl der Käufer, ein gangbarer Artikel, der das auf ihm verwendete Kapital reichlich verzinset, es ist ein Blender und in einem Zeitalter, wie das unsrige, wo alles nur auf Schein, Täuschung und Blendwerk hinaus geht, gerade die passendste und gangbarste Ware.

6) Bei dem Einkauf von Pferden von wirklichem Wert, muss man schon in so mancher Hinsicht vorsichtiger sein; denn bei diesen hat man nur auf den Absatz an wahre Pferdekenner zu rechnen. Diese verlangen aber viel, sehen viel, fühlen noch mehr und lassen sich durch Blendwerk, Täuschung und Klingklang in ihrem Urteil nicht irre machen. Hier hilft dann nicht das bunte Fell, die hübsche Abzeichnung der schöne Aufsatz, das schöne Schweiftragen etc. den Handel abschließen und Sporen, Peitsche und Pfeffer nicht die mangelnde Kraft scheinbar ersetzen. Hier soll und muss Alles so solid sein, wie das Fundament, die Kraft, die Ausdauer, die sie verlangen, und das bunte Aushängeschild der Farbe lockt sie nicht, wie die schöngemalte Firma zu saurem Wein, herbei. An diesen Pferden wird daher bei dem Verkauf nichts übersehen, denn man hat es bei ihrem Verkauf mit wahren Kennern, nicht mit eingebildeten Gecken in der Pferdekenntnis , zu tun, die nur auf den kleinen Kopf, die feinen Schenkel, die bunte Farbe, die hübsche Abzeichnung, den hochtragenden Schweif, sehen und die wesentlichern Eigenschaften eben so wenig verstehen, wie zu schätzen wissen.

Bei diesen Pferden muss man daher auch selbst äußerst vorsichtig in der Auswahl sein, nichts übersehen und sie mit denselben Kenneraugen mustern, wie man sie wieder bei dem Verkauf bei uns mustern wird.

Auch darf der Einkauf solcher Pferde, die nur zu dem Verkauf an wahre Pferdekenner bestimmt sind, deren Anzahl selbst nicht vielzählig ist, nicht zahlreich sein und muss sich durchaus nur auf die wenigen Abnehmer beschränken, die nicht sowohl die Form, die Taille, die Figur, das Alter, die Farbe, den Körper, als vielmehr die Schenkel, die Rasse, die Bewegung, die Kraft und Ausdauer des Pferdes kaufen, und da auch Pferde mit solchen Eigenschaften nicht die wohlfeilsten sind und der Ankauf von wenigen Stücken ein bedeutendes Kapital erfordert, folglich das Risiko größer, gleichwohl der Handel, der Absatz damit nur gering ist, so muss auch schon in diesen merkantilischen Hinsichten der Einkauf beschränkter sein.

7) Die wenigste Aufmerksamkeit, die wenigste Sorgfalt, die wenigste Pferdekenntnis und größtenteils auch das wenigste Kapital erfordert der Einkauf von Wagenpferden. Gleiche Taille, gleicher Aufsatz, gleiche Höhe, gleiche Farbe und Abzeichnung sind die Haupterfordernisse dabei und diejenigen Eigenschaften, auf welche man am meisten zu sehen hat. Wie denn überhaupt der Handel mit Wagenpferden in so mancher Hinsicht der leichteste, gefahrloseste und doch einträglichste ist. Denn selbst der wahre Kenner muss bei diesen Pferden vorzüglich auf die angeführten Eigenschaften sehen und eine Menge anderer Dinge übersehen, die bei einem Reitpferde mit die wesentlichsten und wichtigsten Erfordernisse ausmachen. Schon dass die Wagenpferde nicht durch das Gefühl im Reiten geprüft, von kenntnislosen Pferdekennern wohl gar nicht einmal einzeln gemustert und höchstens zusammen eingespannt werden, erleichtert den Handel damit außerordentlich und wer schnell wohlhabend, oder wohl gar reich bei dem Pferdehandel werden will, dem rate ich, nur ausschließend mit Wagenpferden zu handeln.

8) Dass übrigens zu dem Einkauf der Handelspferde Pferdekenntnis gehört, versteht sich von selbst; denn der Kaufmann, der seine Ware nicht kennt, dürfte auch wohl, ohne besondere Glücksumstände hierbei , wovon es wohl im Einzelnen Beispiele gibt, schlechte Geschäfte damit machen, nur muss bei dem Handel die Kenntnis der Ware auch mit der Kenntnis des Handels an sich gepaart und mit kaufmännischem Spekulationsgeist vermischt sein. Denn der bloße Pferdekenner wird in der Regel eben so wenig ein kluger Händler, wie der ausgebildetste Kaufmann ein guter Pferdekenner sein. Aus der Vereinigung dieser beiden Eigenschaften geht der Vorteil und Gewinn im Handel hervor, so, ich will an dem Pferdehändler lieber einen Mangel an Pferdekenntnis, die sich schon durch die Erfahrung finden wird, als einen Mangel an merkantilischen Kenntnissen und Spekulationsgeist übersehen, der bei diesem Geschäft fast noch notwendiger ist, als die Kenntnis der Ware selbst.

Beide Kenntnisse dürfen jedoch nicht bloß auf Theorie, sie müssen auf Erfahrungen beruhen, wenn sie wirklich dem Händler zum Vorteil gereichen und ihm Nutzen bringen sollen.

Auch darf dem Pferdehändler die Menschenkenntnis nicht abgehen, ja, er bedarf ihrer bei dem Verkauf seiner Ware fast noch mehr, als er bei ihrem Einkaufe Kenntnisse von ihr selbst nötig hat, und so wie er die letztere nur durch vielen Umgang mit den Pferden erlernt, kann er die erstere nur in vielem Umgange mit Menschen studieren.

9) Er kaufe zur rechten Zeit ein und überlade seinen Stall im Winter nicht mit Reitpferden, wo der gangbarste Artikel nur Wagenpferde sind. Krieg, oder andere politische Ereignisse machen von dieser Regel eine Ausnahme.

10) Er bringe ferner zu allen Zeiten bei seinem Einkauf die wahrscheinlichste Anzahl seiner Abnehmer mit in Anschlag und kaufe eben so gut nach ihrem Geldbeutel, als wie nach ihrem Geschmack und ihren Anforderungen an ein Pferd, ein. Wer hierin nicht richtig spekuliert, kann zwar ein recht guter Pferdekenner, nur kein geschickter und glücklicher Händler sein.

11) Man halte sich ferner bei dem Einkauf so viel als möglich an einerlei Rasse, an einerlei Schlag von Pferden und schmücke seinen Stall nicht mit großen und kleinen, nobeln und gemeinen, mecklenburgischen und holsteinischen, polnischen und englischen Pferden aus. Der Käufer findet dann die Ware so vermischt und verschieden, hält sie für eingetauschte Pferde und wird durch die Vorzüge des Einen auf die Mängel des Andern aufmerksam gemacht, verlangt dann, dass der gemeine Holsteiner den festen Rücken, das kräftige Hinterteil, die freie Schulterbewegung des englischen Pferdes, und der Mecklenburger die Leichtigkeit und das Schwanztragen haben soll, was der Pole hat, den er, so wie Kraut und Rüben, Gemälde von Raphael und Mengs und Nürnberger Holzschnitte, zugleich mit besah, musterte und ritt. Er halte sich vielmehr bei seinem Einkauf nur an einen Schlag, an eine Form von Pferden, die seinen Abnehmern gerade am liebsten ist, so wie er auch in so mancher Hinsicht am besten tut , wenn er sie nur immer von einem großen Handlungshause, mit welchem er einmal in Verbindung steht, oder aus einer Gegend bezieht, wo er einmal mit dem Schlag von Pferden, so wie mit den Besitzern und den Örtlichkeiten im Allgemeinen, bekannt ist.

12) Man halte in der Bezahlung die größte Ordnung, führe über Alles ein richtiges Buch und Rechnung und betreibe den Ankauf nicht größer, als wie der Verkauf sein wird. Denn Pünktlichkeit in der Bezahlung verschafft neuen Kredit, so wie viele Ware, ohne hinlängliche Anzahl von Abnehmern, viele Sorgen, vorzüglich bei dem Pferdehandel, wo sich das darin steckende Kapital durch seinen Unterhalt täglich vergrößert. Daher man auch überhaupt bei dem Einkauf nicht allein das Kapital in Anschlag bringen muss, was die Ware bei ihrem Einkauf kostet, sondern auch, was ihr Unterhalt bis zu ihrem Verkaufe kosten wird und was davon ganz oder teilweise verloren gehen kann.