Abschnitt. 6

Allein der Einkauf auf den Messen und Märkten hat auch seinen großen Nachteil, als:

1) Unser Einkauf wird nicht allein den übrigen Händlern, sondern zu Zeiten selbst auch unsern Käufern und Abnehmern bekannt, und da nun diese wissen, sie sind erstlich von der Messe und nicht im Lande (wie man den Einkauf in Mecklenburg und Holstein nennt) gekauft, so glauben sie schon, sie sind teils nicht so gut, dort als Ausschuss, als Ladenhüter aufgekauft worden, wo sie, sie ja selbst schon hätten einkaufen können, und können daher bei weitem das nicht wert sein, was wir fordern. Auch geht nun ein von Missgunst und Neid anderer Händler geschmiedeter schlechter Ruf vor ihnen her und ihre ganzen Eigenschaften sind wie ein Steckbrief, schon vor ihrer Ankunft in ihrer Heimat, bekannt. Da im Gegenteil ein Pferd um so angesehener und beliebter ist, von dem der Händler sagen kann, er bringe es erstlich frisch aus dem Lande, ob es gleichwohl ebenfalls nur von großen Händlern in Mecklenburg oder auf den dortigen Märkten aufgekauft ist.


Wie es denn, hier beiläufig gesagt, mit den Pferden, von welchen der Händler sagt, dass er sie aus Mecklenburg bringt, folgende Bewandnis hat: Nämlich der Händler kauft sie von den in Mecklenburg, Alt- oder Neustrelitz, oder Rostock etc. wohnenden großen Händlern auf und sagt daher nun, und dies mit einigem Rechte, er bringe seine Pferde unmittelbar aus dem Lande, oder aus Mecklenburg, obschon sie nichts weniger als Mecklenburgische, sondern öfter noch ganz gemeine holsteinische Pferde sind, die der erste Händler in diesem Lande einkauft, so wie man die polnischen Remontepferde im Allgemeinen polnische Pferde nennt, ob sie schon nichts weniger als polnische, sondern moldauische, wallachische Pferde, Pferde aus der Buckowina und der europäische Tartarei sind und nur von polnischen Lieferanten, gewöhnlich in Ostgallizien, in jenen Ländern eingekauft und auf ihren Besitzungen in Polen bis zu ihrer Ablieferung aufgestellt werden.

Denn wenn alle diejenigen Pferde wirklich in Mecklenburg gefallene und aufgezogene Pferde wären, welche man für Mecklenburger Pferde ausgibt, so müssten in diesem kleinen Lande nichts als Pferde anzutreffen sein und ihre Anzahl wäre dort so groß, wie die Sterne am Himmel. Aus Holstein, Hannover, dem Braunschweigischen, aus Pommern, aus der Küstengegend von Preußen, aus den Niederungen bei Danzig, aus der Bruchgegend bei Frankfurt an der Oder und den Auen der Elbe sind die meisten dieser Pferde, und haben Mecklenburg in so fern nur gesehen, als sie in einem Stapelplatze dieses Landes des Pferdehandels bei einem großen Händler aufgestellt standen.

Doch wir kehren zu den Nachteilen des Einkaufs der Handelspferde auf Messen und Märkten zurück.

2) Geht es nicht selten auch so geräuschvoll und tumultuarisch auf diesen Märkten zu, dass man den Einkauf gar nicht mit der nötigen Bestimmtheit, Umsicht und Überlegung bewerkstelligen kann; denn man muss nur solche Pferdemärkte, wie man sie in Mecklenburg und Holstein findet, gar nicht mit solchen Messen, wie in Leipzig und Frankfurt an der Oder, vergleichen, die doch mehre Tage dauern und von großen Händlern besucht werden; hier aber bringen die Amtleute, Verwalter und Bauern ihre Pferde selbst auf den Markt, der oft nur einen einzigen Tag, ja, man kann vielmehr sagen, nur Stunden dauert und wo die Einkäufer den Landleuten schon bis vor das Tor entgegen gehen und im eigentlichen Sinne des Wortes ihnen die Pferde unter dem Leibe hinweg, fast unbesehen, oder wenigstens nur bei einem so schnellen Überblick kaufen müssen, dass schon sehr viel Erfahrung in der Pferdkenntnis dazu gehört, wenn sie nicht mehr oder weniger betrogen oder vielmehr von sich selbst getäuscht werden wollen.

So wie denn der Pferdehandel auf Messen und Märkten in seiner Art und Form gar sehr verschieden ist, und wer Pferdemärkten in dem Innern von Russland, selbst schon jenseits des Bugflusses und des Dons, beigewohnt hat, und z. B. auch die Leipziger Messe kennt, diese beiden Märkte in Hinsicht des Handels so verschieden findet, wie Tag und Nacht.