Abschnitt. 2

Die Nachteile dieses Einkaufs sind:
1) Der Einkauf muss hier mit barem Gelde geschehen, da der Verkäufer in weiter keiner Handelsverbindung mit dem Käufer steht, auch nicht auf Kredit zu verkaufen gewohnt ist und auch wirklich das Kapital nicht entbehren kann, auf welches er schon bei dem Fohlen im Mutterleibe gerechnet hat und zu andern Bedürfnissen in seiner Wirtschaft verwenden muss.

2) Verursacht das Herumreisen in den Ländern, wo viele Pferde gezogen werden, als in Mecklenburg, Holstein, Hannover, in einigen Gegenden an der Elbe, in der sogenannten Bruchgegend bei Frankfurt an der Oder, in Pommern und an der nördlichen Grenze von Preußen, woher die meisten Pferde für den Pferdehandel in Deutschland bezogen werden, von welchen hier hauptsächlich die Rede ist, mit vielen Beschwerlichkeiten verknüpft, und führt, wenn man nicht allein schon in diesen Ländern und Gegenden, sondern, ich möchte beinahe auch sagen, mit der Zucht jedes einzelnen Gestütsbesitzers und Pachtamtsmanns, ja jedes einzelnen Bauers bekannt ist, selten zum Zweck, indem man von dem Schlag von Pferden und für den bestimmten Preis, für welchen man sie für seine Abnehmer einzukaufen sucht, wenige beisammen und diese noch nicht ganz in der Art findet, wie man sie zu haben wünscht, ohnerachtet man schon beinahe das ganze Land durchreiset, wie ein Fleischer, der nach Kälbern geht, fast bei jedem Bauer darnach angefragt und eine Menge Geld nur allein schon an Unterhändler und Mäkler, die uns zu dem Einkaufe behilflich sein und uns hierzu Adressen geben sollen, verschwendet ha.


3) Hält sie oft der Gestütsbesitzer und Landmann, bei welchem, wegen des guten Rufes, in welchem seine Pferdezucht steht, viele Nachfrage ist, teuer, da er auch den jetzt gangbaren Preis nicht so genau kennte, als man sie bei den großen Händlern und auf Märkten einkauft, und

4) ist es in den Gegenden, in welchen ein oder mehrere große Pferdehändler wohnen, dort große Ländereien besitzen und hier gleichsam schon die Pferde im Mutterleibe bei dem Landmann einkaufen, wenigstens als jährige Fohlen abnehmen und noch 1 oder 2 Jahre auf ihre Weiden, unmöglich gute Pferde aus der ersten Hand einzukaufen, oder es muss zu teueren Preisen geschehen, als man sie bei dem großen Händler selbst erhält, der in seiner Gegend keinen Einkauf, keinen Handel aufkommen lässt, ein Monopol, wie England auf den allgemeinen Handel legt, und sich dadurch, wenn auch öfters mit Verlust, den Alleinhandel in dieser Gegend verschafft.

Wie ich denn in dieser Hinsicht nur den verstorbenen großen Pferdehändler Crol aus Campel bei Wusterhausen, in der Gegend von dem Königl. Preuß. Gestüt Neustadt an der Dosse, als Beispiel anführen will, der sich mit den von diesem Gestüt gefallen Königl. Preuß. Landgestütpferden den Alleinhandel in dortiger Gegend verschafft hatte, und zwar auf diese Art, dass er, als ein Mann, der bei dem Pferdehandel sehr reich geworden war, den armen Bauern in der ganzen Gegend dieses berühmten Gestüts 10 bis 20 Taler auf ihre tragende Stute, deren Rasse, so wie die Rasse ihres Beschälers er kannte, als Vorschuss mit der Bedingung gab, dass sie ihm das Fohlen, wenn es ihm anständig sei, nach ein oder zwei Jahren, jedoch nach einem noch festzusetzenden Preise, zu überlassen hätten, wie ich so oft Zeuge dieser Übereinkunft gewesen bin, da ich den größten Teil meiner Handelspferde von ihm bezog, und wodurch er sich denn beinahe den Alleinhandel mit Preuß. Landgestütpferden verschafft hatte. Derselbe Fall war es, wenigstens in vorigen Zeiten, mit den großen Pferdehandlungshäusern, Maß, Gedicke, Stäfe etc., die alle auch in dem Bezirk ihrer Güter und Ländereien keinen andern Handel, als den sie nicht selbst abgeschlossen hatten, aufkommen ließen.

5) Ist es dei einem Händler, der den Handel nicht ganz ins Große und selbst bei eigenen Gütern und Ländereien oder in Compagnie mit einem andern solchen Händler treibt, durchaus notwendig, dass er seine eingetauschten, oder ihm sonst fehlerhaft gewordenen Pferde, bei einem neuen Ankauf wieder als bares Geld mit angeben kann, was aber bei dem Pferdezüchter, bei dem Landmann, nicht geht, der nur das selbstgezogene Pferd, als Produkt seiner Wirtschaft, gegen bares Geld absetzt, aber nicht wieder dafür ein anderes Pferd in den Kauf nimmt.