II. Aufklärung. §. 6.

§. 6. Die Wanderung der Waräger nach Russland hatte einen bedeutenden Einfluss auf die Regierung und Gesetzgebung der Russen jener Zeit. Die ersten Fürsten setzten die Regierungsform in Russland fest, führten Steuern ein, errichteten Heer und Flotte, erweiterten den Handel, traten in Unterhandlungen mit den Nachbarn, und schlossen mit ihnen Traktate. Aber in der eigentlichen Aufklärung konnten die Waräger für die Nowgoroder und Kiewer nichts thun; denn sie standen selbst auf keiner hohen Stufe der Bildung. Der Verkehr mit Konstantinopel, und besonders die Einführung der christlichen Religion, öffneten Wissenschaften und Künsten den Eingang in Russland. Wladimir stiftete Knabenschulen, welches in dieser Zeit so ungewöhnlich erschien, daß die Mütter, deren Kinder man zu dem Unterrichte nahm, diese als todt beweinten, da Lesen und Schreiben für Zauberei gehalten wurde. Baukunst, Bildhauer- und Malerkunst verschönerten die neuen Kiewschen Tempel. Gelehrte und Künstler kamen aus Griechenland. Es wurden Klöster gestiftet, Städte gebaut, Gesetze gegeben. Pracht und Luxus herrschten an dem großfürstlichen Hofe.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lehrbuch der Russischen Literatur.