Zwölftes Kapitel. Meine Karriere als Soldatenpferd.

Zwölftes Kapitel.

Mein Karriere als Soldatenpferd.


Das Bataillon war ausgerückt, und ich mit der Paradeschabracke, dem Dienstsattel und ein paar mächtigen Pistolenhalftern belegt und auf eine Stange mit schweren silbernen Buckeln aufgezäumt; der Reitknecht hielt mich am Vorderteil, zu dem ein Haufen übereinander liegender Pflastersteine der kleinen Garnison dienten.

„Wollen denn aber der Herr Major das Pferd nicht erst von Dero Domestiken probieren lassen, ob es auch bei einem hochlöblichen Regiment steht?“, sagte der Bürgermeister des Orts, der sich soeben über die Verlegung einer halben Kompanie aus dem einen Stadtviertel mit dem Herrn Major besprochen hatte.

„Lieber Freund“, antwortete dieser, „da müsste ich nicht ein ganzes Jahr reiten gelernt haben, als ich noch in dem Kadettenhause war; da habe ich auf ganz anderen Pferden gesessen und bin nie abgeschmissen worden, ohnerachtet das es Schulpferde waren, die nicht jeder zu reiten verstand“ und saß auf.

Mir selbst, ich gesteh es, war um meinen Herrn bange genug, da ich noch nie bei dem Militär gewesen und für einen Seitensprung nicht flehen konnte.

Indes bemerkte mein Reiter meine Furchtsamkeit und stieg, um sich kein Dementi zu geben, klüglich genug noch in einiger Entfernung von dem Bataillon ab.

Mit Haber fütternd führte mich der Reitknecht näher, und ich stand, mich selbst bewundernd, bei dem Präsentieren, das der Major der ungleichen Griffe wegen nicht genug wiederholen konnte, voller Ruhe da.

Liebkosend nahten sich nun auch die Ordonnanzen aller Stabsoffiziere meiner scheulosen Figur, und alles wäre erwünscht gegangen, wäre nicht ein Tambour, das Point de Vue des Frontmarsches zu markieren, verschickt worden. Im schnellsten Trad eilte er bei mir vorbei, fragte, sich umsehend, den Grenadier des Obersten nach seinem Gewinn im Schafkopf von gestern, trat in ein Maulwurfsloch und stürzte, die Trommel mir unter die Füße werfend, in einem Burzelbaum nieder.

Dies erschreckte mich so sehr, dass ich mich meinem Wärter entriß und in falschem Galopp dem nahen Walde zueilte.

Ein großer Teil des dritten Gliedes und alle Zimmerleute setzten mir nach, ihnen kam der Reitknecht des Oberstlieutenants zuvor, der mich auffing, und im Geleite der Hökenweiber, welche ihren Branntwein schon auf dem Exerzierplatz verschenkt hatten, in die Garnison zurückbrachte.