Zweites Kapitel. Meine Eltern.
Zweites Kapitel.
Meine Eltern.
Ich war ein Fohlen der Liebe, nicht der willkührlichen Zucht. Meine Mutter, das Reitpferd von dem Verwalter …en Erzählung, lange unbefruchtet, bis sich endlich der Zufall fügte, dass sie von ihrem Herrn zu einem benachbarten Pächter geritten wurde, der einen Hengst von alt Mecklenburgischer Rasse zur Zucht hielt, zu dem man sie in Stall zog, und der Sie des Nachts, in welcher er sich loszumachen Gelegenheit gefunden hatte, bedeckte. – Von diesem glücklichen Augenblick der Liebe, oder vielmehr des sinnlichen Rausches, empfing ich mein Dasein. und hatte wirklich Ursache, mit meiner Abstammung sehr zufrieden zu sein. Denn obschon von meinem Vater in der von Tenneckerischen Zeitung für die Pferdezucht seine Erwähnung geschieht, so war er doch gewiss mit einer der besten Hengste in Mecklenburg–Strelitz, dessen unvermischte Rasse alle Zeichen ihrer edlen Abkunft trug. Zwar war er nicht als halbsteif und untauglich aus den Englischen Gestüten ausgemustert, nach Mecklenburg geführt und dort für schweres Geld verkauft worden, wie seine Kameraden, deren Ruf im ganzen Lande erscholl, und die selbst durch Beschreibung und Kupfer im Auslande bekannt gemacht wurden; aber er war demohnerachtet, außer dem Fehler, dass er kein Ausländer war und dadurch interessanter wurde, weit besser gestellt. Sein Bau war weit regelmäßiger, als der Bau jener, und selbst die berühmtesten theoretischen Pferdekenner würden, wenn sie Ihn die Länge und die Breite mit Maßstab und Zirkel nach Linien und Triangeln ausgemessen hätten, nicht die geringste Missform an ihm entdeckt haben. Eben so regelmäßig war sein Tritt, nach welchem diese Herren gewöhnlich nicht sehen, und den sie gewöhnlich auch eben so wenig zu beurteilen verstehen.
Der Bau meiner Mutter stand dieser Beschreibung in keiner Hinsicht nach. Auch sie war von alter, ächt Mecklenburgischer Rasse, und besaß im höchsten Grade die vortrefflichen Eigentümlichkeiten dieser Abstammung, die man immer mehr und mehr zu schätzen aufhört, und sie durch die Zucht steifhälsiger, spindelbeiniger Englischer Hengste weit zu übertreffen glaubt.
Temperament und Bau meiner Eltern war sich so ziemlich gleich, wodurch an meiner eigenen Form keine neuen Missverhältnisse entstanden, die man, wenn unser Geschlecht nach den Grundsätzen gepaart wird, dass die Stute und der Hengst von ganz verschiedenem Temperament, Bau und aus verschiedenen Klimas sein müssen, so häufig hervorkommen sieht.
Genug, ich konnte dem Zufall sehr danken, von zwei sich fast ganz gleichen Wesen erzeugt worden zu sein; denn nur durch diese Abstammung erhielt ich eine so starke Naturkraft, alle die Mühseligkeiten mit Ausdauer zu ertragen, welche mich die Menschen erfahren ließen. Unglückliche Tier–Gattung, die gelebt, bewundert und dennoch dabei zu Tode gepeinigt wird, die als Liebling desm Fürsten ihre Karriere beginnt, und sie als Karrengaul endiget!
Meine Eltern.
Ich war ein Fohlen der Liebe, nicht der willkührlichen Zucht. Meine Mutter, das Reitpferd von dem Verwalter …en Erzählung, lange unbefruchtet, bis sich endlich der Zufall fügte, dass sie von ihrem Herrn zu einem benachbarten Pächter geritten wurde, der einen Hengst von alt Mecklenburgischer Rasse zur Zucht hielt, zu dem man sie in Stall zog, und der Sie des Nachts, in welcher er sich loszumachen Gelegenheit gefunden hatte, bedeckte. – Von diesem glücklichen Augenblick der Liebe, oder vielmehr des sinnlichen Rausches, empfing ich mein Dasein. und hatte wirklich Ursache, mit meiner Abstammung sehr zufrieden zu sein. Denn obschon von meinem Vater in der von Tenneckerischen Zeitung für die Pferdezucht seine Erwähnung geschieht, so war er doch gewiss mit einer der besten Hengste in Mecklenburg–Strelitz, dessen unvermischte Rasse alle Zeichen ihrer edlen Abkunft trug. Zwar war er nicht als halbsteif und untauglich aus den Englischen Gestüten ausgemustert, nach Mecklenburg geführt und dort für schweres Geld verkauft worden, wie seine Kameraden, deren Ruf im ganzen Lande erscholl, und die selbst durch Beschreibung und Kupfer im Auslande bekannt gemacht wurden; aber er war demohnerachtet, außer dem Fehler, dass er kein Ausländer war und dadurch interessanter wurde, weit besser gestellt. Sein Bau war weit regelmäßiger, als der Bau jener, und selbst die berühmtesten theoretischen Pferdekenner würden, wenn sie Ihn die Länge und die Breite mit Maßstab und Zirkel nach Linien und Triangeln ausgemessen hätten, nicht die geringste Missform an ihm entdeckt haben. Eben so regelmäßig war sein Tritt, nach welchem diese Herren gewöhnlich nicht sehen, und den sie gewöhnlich auch eben so wenig zu beurteilen verstehen.
Der Bau meiner Mutter stand dieser Beschreibung in keiner Hinsicht nach. Auch sie war von alter, ächt Mecklenburgischer Rasse, und besaß im höchsten Grade die vortrefflichen Eigentümlichkeiten dieser Abstammung, die man immer mehr und mehr zu schätzen aufhört, und sie durch die Zucht steifhälsiger, spindelbeiniger Englischer Hengste weit zu übertreffen glaubt.
Temperament und Bau meiner Eltern war sich so ziemlich gleich, wodurch an meiner eigenen Form keine neuen Missverhältnisse entstanden, die man, wenn unser Geschlecht nach den Grundsätzen gepaart wird, dass die Stute und der Hengst von ganz verschiedenem Temperament, Bau und aus verschiedenen Klimas sein müssen, so häufig hervorkommen sieht.
Genug, ich konnte dem Zufall sehr danken, von zwei sich fast ganz gleichen Wesen erzeugt worden zu sein; denn nur durch diese Abstammung erhielt ich eine so starke Naturkraft, alle die Mühseligkeiten mit Ausdauer zu ertragen, welche mich die Menschen erfahren ließen. Unglückliche Tier–Gattung, die gelebt, bewundert und dennoch dabei zu Tode gepeinigt wird, die als Liebling desm Fürsten ihre Karriere beginnt, und sie als Karrengaul endiget!
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lebensgeschichte der Mecklenburgischen Stute Amante von ihr selbst erzählt und ins Reine gebracht