Neunzehntes Kapitel. Ich werde verschenkt.

Neunzehntes Kapitel.

Ich werde verschenkt.


So sehr ich über meinen Herrn beunruhiget war, so zufrieden war er mit mir; er konnte meine Frömmigkeit, Folgsamkeit und Leichtigkeit im Gange gegen meinen Wärter nicht genug loben, und versicherte ihn am Schluss dieser Erhebung, dass ich ein wahres Damenpferd sei, und er mich der Madam – R – schenken werde.

Wie irrt sich mein guter Herr, dacht' ich, wüsste er nur, wie ich bei den Damen stehe, was die Frau Hofadvokatin von mir hielt, er würde diesen törichten Einfall nicht haben, der ihn bei seiner Freundin nur lächerlich machen wird. Ja, wenn ich ein Hermelin, eine Schäcke, oder gar ein Chamälion wäre, das alle Stunden seine Farben wechselte, hoffte ich allenfalls wohl, diesem Geschlecht zu gefallen; aber so –.

„Da man hier keine Damensättel haben kann“, fuhr mein Herr fort, „und die Bestellung darauf aus meinem Vaterlande zu sehr aufhalten würde, so werde ich sogleich an Herrn * * * nach – N – schreiben, und mir von diesem ein vollständiges elegantes Damenreitzeug kommen zu lassen.“

„Wovon in wenig Wochen die Plattierung rot und das ganze Lederwerk unscheinbar aussehen wird“, fiel mein alter Wärter ein. „Da, sehen Sie selbst, dieser Zaum war vor vierzehn Tagen, als der Herr, welchem er gehört, von der Leipziger Messe kam, noch ganz neu und ungebraucht, und wie sieht er jetzt schon aus? –“

„Weil er ihn nicht gehörig geputzt und eingeschmiert hat“, versetzte mein Herr, „das ist die Ursache. Herr * * *, so wie sein Herr Bruder hat mir vielmal hoch und teuer zugeschworen, dass die Plattierung eine besondere Komposition sei, die sich immer weiß erhalte; und überdies, wer wird denn nur immer auf den Halt und die Dauer sehen? Ist doch seine Ware äußerst geschmackvoll und gefällig gearbeitet, und dies ist bei einer Dame ja das erste Erfordernis.“

In kurzer Zeit kam die Reitequipage an; ich wurde damit ausgeziert und auf das Landhaus der Madam geführt, wo mich mein Herr ihr selbst übergab.

Ich weiß nicht, gefiel ihr mein elegantes Geschirr, oder nur der Geber, oder wirklich meine unbedeutende prunklose Figur selbst; genug, Sie schien außerordentlich erfreut zu sein, liebkoste mich, fütterte mich mit Zucker und konnte sich nicht satt an mir sehen.