Fünftes Kaitel. Mein Bau und mein Temperament.
Fünftes Kapitel.
Mein Bau und mein Temperament.
Ich hatte nicht die Form, die den Nichtkenner entzückt, mein Kopf war eben so wenig ein Rammskopf, wie mein Hals ein Schwanenhals; gerade laufend verlor sich der erste mit etwas starke Ganaschen in den letztern. Meine Höhe betrug hochstens 11 viertel. Der Bau meines Körpers war verhältnismäßig aber etwas sehr gedrungen und abgerundet; mein Schweif nicht zum Besten angesetzt, und seine Tragung um deshalb schlecht; nur mein Tritt war regelmäßig, meine Stellung fehlerlos, und Kraft sprach aus allen meinen Bewegungen. Aber wer liebt diese in den jetzigen, an guten Reitern so armer Zeiten, wem gefällt diese anspruchslose Form bei dem verderbten Geschmack? –
Vorzüglich gut waren meine Hufe, und konnte man mich auch nicht unter die schönen Figuren stellen, so konnte man mir doch eine gefällige nicht absprechen. Dies klingt eitel, ein Fehler, den man meinem ganzen Geschlecht durch alle Tiergattungen durch Schuld geben will. Allein es ist nur das Gefühl meines verkannten Wertes, das aus mir spricht, und mich wenigstens vor mir selbst so weit über die beliebten Holsteinischen Schönen erhebt. Wäre ich eitel, so würde ich viel über meinen Bau sprechen, da ich so die Beschreibung schon hier endige. Ach, unglückliche Ereignisse können alles, ich glaube selbst angeborne Leidenschaft, so wie angeborne Talente, in uns verwischen!
Mit meinem Temperament würden die Physiologen in Zweifel sein, ob sie es unter die phlegmatischen oder sanguinischen zählen sollten. Ich selbst werde so oft in seiner Beurteilung irre geführt, und weiß eigentlich selbst nicht genau anzugeben, unter welche Klasse es gehört; nur so viel weiß ich, dass es mit dem Temperament fast aller mecklenburgischen Pferde von alter Rasse die größte Verwandtschaft hat, und hierüber wird gewiss nächstens auch eine psychologische Abhandlung erscheinen, wie sie wenigstens über das Polnische Pferd der Herr von Tennecker in seinen vereinigten Wissenschaften der Pferdezucht zu liefern versprochen hat. Möchte dies doch recht bald geschehen, um in diesem Spiegel die Eigenheiten des meinigen zu erkennen!
Mein Bau und mein Temperament.
Ich hatte nicht die Form, die den Nichtkenner entzückt, mein Kopf war eben so wenig ein Rammskopf, wie mein Hals ein Schwanenhals; gerade laufend verlor sich der erste mit etwas starke Ganaschen in den letztern. Meine Höhe betrug hochstens 11 viertel. Der Bau meines Körpers war verhältnismäßig aber etwas sehr gedrungen und abgerundet; mein Schweif nicht zum Besten angesetzt, und seine Tragung um deshalb schlecht; nur mein Tritt war regelmäßig, meine Stellung fehlerlos, und Kraft sprach aus allen meinen Bewegungen. Aber wer liebt diese in den jetzigen, an guten Reitern so armer Zeiten, wem gefällt diese anspruchslose Form bei dem verderbten Geschmack? –
Vorzüglich gut waren meine Hufe, und konnte man mich auch nicht unter die schönen Figuren stellen, so konnte man mir doch eine gefällige nicht absprechen. Dies klingt eitel, ein Fehler, den man meinem ganzen Geschlecht durch alle Tiergattungen durch Schuld geben will. Allein es ist nur das Gefühl meines verkannten Wertes, das aus mir spricht, und mich wenigstens vor mir selbst so weit über die beliebten Holsteinischen Schönen erhebt. Wäre ich eitel, so würde ich viel über meinen Bau sprechen, da ich so die Beschreibung schon hier endige. Ach, unglückliche Ereignisse können alles, ich glaube selbst angeborne Leidenschaft, so wie angeborne Talente, in uns verwischen!
Mit meinem Temperament würden die Physiologen in Zweifel sein, ob sie es unter die phlegmatischen oder sanguinischen zählen sollten. Ich selbst werde so oft in seiner Beurteilung irre geführt, und weiß eigentlich selbst nicht genau anzugeben, unter welche Klasse es gehört; nur so viel weiß ich, dass es mit dem Temperament fast aller mecklenburgischen Pferde von alter Rasse die größte Verwandtschaft hat, und hierüber wird gewiss nächstens auch eine psychologische Abhandlung erscheinen, wie sie wenigstens über das Polnische Pferd der Herr von Tennecker in seinen vereinigten Wissenschaften der Pferdezucht zu liefern versprochen hat. Möchte dies doch recht bald geschehen, um in diesem Spiegel die Eigenheiten des meinigen zu erkennen!
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lebensgeschichte der Mecklenburgischen Stute Amante von ihr selbst erzählt und ins Reine gebracht