Elftes Kapitel. Mein Verkauf auf der Messe.

Elftes Kapitel.

Mein Verkauf auf der Messe.


Der Hofadvokat R…, ein Schwager des Leibsattelknechts, dessen Schwester schöner als erhabener im Range gewesen war, erstand mich für ein Spottgeld, auf Zureden des Letztern, der meine Fehler und meine Tugenden unter allen am besten zu würdigen wußte. Doch konnte mein neuer Herr nie den Mut gewinnen, mich zu reiten, was auch immer der Leibsatteltnecht, der mich selbst zu reiten aus Furcht für seine Vorgesetzten nicht wagen durfte, dafür sprach, sondern er spannte mich in eine freilich sehr dauerhafte, von dem dortigen Hofstellmacher (der wohl nicht einmal mit den schlecht ausgefallenen Zeichnungen für den Wagenbau bekannt sein mochte) verfertigte, nur etwas sehr schwer und geschmacklos gearbeitete einspännige Chaise ein. Zu diesem Dienst war ich nun offenbar zu schwach, vorzüglich in dem Alter, als ich dazumal war, und es war im voraus zu sehen, dass ich nächstens an einem steilen Berge, wie so manche in der Welt, stehen bleiben, die Hofadvokatin werde aussteigen müssen, und ich kaum den leeren Wagen auf die Höhe von Sinai ziehen würde. Eben so natürlich war es denn aber auch, dass die Frau Hofadvokatin, die mit ihren mit Gold gestickten modischen Atlaßschuhen und seidenen Strümpfen den allerdings fast grundlosen Weg zu Fuße machen musste, mir herzlich gram werden und gewiss auf meine Abschaffung und den Ankauf eines stärkern Gauls bestehen wurde, bei welchem sie einen bei welchem einem so verdrüsslichen Zufall – denn wir fuhren dazumal noch dazu in das nächst gelegene Städtchen, in dessen Umkreis die Herren des ohnweit entfernten Kürassirregiments in Kantonierung standen, – nicht zu erwarten hatte; auch war ihr von jeher meine Farbe zu einfach gewesen, und eine Isabelle oder ein Tiger schien ihr des Vorzugs, sie zu ziehen, weit würdiger zu sein.

Gerade fiel zu dieser Zeit auch die Leipziger Messe, die Madam, als ehemalige Jungemagd des Superintendenten in B…n, noch niemals gesehen hatte, und es wurde beschlossen, nach Leipzig zu reisen und mich dort zu vertauschen. Einige Freunde meines Herrn stellten ihm jedoch vor, dass es weit vorteilhafter für ihn sein würde, wenn er mich aus freier Hand verkaufte und sich auf dieselbe Art ein neues Pferd anschaffte, indem der Pferdehändler, selbst nach dem eigenen offenherzigen Geständnis eines Handelsmannes dieser Zunft in Tenneckers Zeitung, das seinige nur obendrein, als Zugabe im Handel annehmen würde. Indes, diese richtigen Bemerkungen fielen, wie bei so vielen, auf ein trockenes Land; es fand sich nicht sogleich ein Kaufmann, meine Abschaffung sollte aber nach dem Entschluß der Frau Hofadvokatin so schnell wie möglich geschehen. Die Böttcherwoche der Messe war schon vorüber, und wir fuhren daher, bei dem schlechten Wege, in dem Gange einer Schnecke dorthin ab.

Hellglänzend stand eines Morgens, von dem Frührot der Sonne vergüldet, die berühmte Handelsstadt vor uns, und im Geleite von Orgelmännern und Weißkäufern, Juden und Marktweibern zogen wir in sie ein, und nahmen unser Quartier in der Nähe der Esplanade.

Mein Herr konnte den Augenblick, mich los zu werden, und dadurch die Zufriedenheit seiner jungen Frau wieder herzustellen, nicht erwarten, und noch müde von der Anstrengung, die ihm das unausgesetzte Schlagen auf mich und das Flottmachen des Wagens durch seine eigene Kraft aus so manchem Morastloch, woraus ich ihn ohne Beihilfe seiner und mehrerer Fuhrleute nicht gebracht haben würde, gekostet hatte, ging er auf den Rossplatz, wohin ihn gleich ein dicker Jude, der auf diesem einheimisch zu sein schien, und in unserm Gasthof in Gesellschaft eines Pferdehändlers ein Gläschen Aquavit zu sich genommen hatte, zuvorkommend gefällig wies.

„Ich werde Sie führen, gnädiger Herr“, schrie mit grellender Stimme sein Begleiter, „ich bin auch gewesen ein Handelsmann, haben S'e die Gnade, sagen S'e m'er, was wollen S'e kafen? Wollen S'e kafen e'n Pferd, wie eine Feurflamme und stark, ja bei Gott, stark und groß, das schwerste of der ganzen Messe, folgen S'e m'er, ich wes, S'e kafen das Tier.“

Und so verschwanden beide aus meinen Augen, und der Hausknecht regalierte mich mit einem Bündchen Heu, das der Verdauung wegen nur in einen Bissen abgeteilt zu sein schien.

Ob das wohl ein Mäkler sein mochte, dachte ich bei mir selbst, von welchen einmal mein erster Herr in Mecklenburg erzählte, dass er in einem Taschenbuche gelesen habe, wo sie der Verfasser mit Dienern des heimlichen Gerichts verglich und von ihnen sagte, dass sie noch gefährlicher wären, wie die Pest und die Seuchen.

War dies wirklich der Fall, so war mein Herr in üble Hände gefallen. Indeß stellte ich mit diese Behauptung als offenbar übertrieben vor; ich hatte ja auch schon Mäkler in Dessau kennen gelernt, und waren sie auch arglistig – denn der Ausdruck „betrügerisch“ möchte doch schon zu hart sein – so bleiben sie doch immer für den Käufer eine unendbehrliche Notwendigkeit, und ich bin überzeugt, jener Verfasser nähme gewiss auch seine Behauptung um die Hälfte zurück, wenn er wieder etwas in ein Taschenbuch von Pferdehändlern und Mäklern schriebe; und, setzte ich endlich zu meiner völligen Beruhigung hinzu, wäre er denn besser beraten gewesen, wenn er einen unwissenden Pferdeliebhaber, oder auch einen Bereiter, wie man sie gewöhnlich sieht, als Beihilfe zu der Auswahl mitnahm? Der eine betrügt ihn aus Gewinnsucht, bei dem andern verliert er sein Geld aus Unwissenheit, und beide muss er ja doch für ihre Bemühung bezahlen, den Judenmäkler mit der Peitsche ebenso gut als den Bereitet mit den großen Stiefeln. In der Welt hat nun einmal alles eine gute und eine böse Seite, die Pferde–Händler und Mäkler so gut wie die Bereiter, Stallmeister und Vorgesetzte großer Marställe.

Friede mit allen! rief ich mir eben zu, als mein Herr mit einer mir wohl bekannten Judenstimme in den Stall trat.

Es war der Mäkler aus – f –, der mit dem fürstlichen Stallknecht den Franzwein und das gute Bier versuchte, ein gutmütiger Mensch, der zwar gerade nicht sagte, dass dieses oder jenes Pferd, welches er verkaufen helfen wollte, Fehler habe, es eber doch auch nicht mit unermüdeter Geschwätzigkeit lobte, genug, ein Mäkler, wie er nach der Natur des Pferdehandels sein kann. Der Hausknecht wurde gerufen, und ich von diesem in Begleitung meines Herrn und des Mäklers auf den Rossplatz geritten.

Mitten auf diesem mit Pferden, Juden, Händlern, Leiermännern, Peitschenverkäufern, Käsekrämern und Harfenmädchen, Bettlern und Männern mit Ordensbändern, Soldaten und Freudenmädchen angefüllten Platz, von welchem das schöne Blatt vom Herrn Kupferstecher Geisler immer noch nicht erschienen ist, wovon er in der Tenneckerischen Zeitung nur eine Skizze zum besten gab, hielten wir bei dem größten Hause, das von Kaffeetischen und Prager Spielleuten, Käufern und Verkäufern aller Art, und einem Gedränge von Menschen und Pferden wie umlagert war, still, und ein wohlbeleibter Pferdehändler, mit langer Tabakspfeife und silbern Spornen, trat zu uns. Er sah mir ins Maul, bemerke sogleich mein Mangat, wie es der Kurschmied in * * nannte, und mit wenig Blicken hatte er mich vollkommen gemustert.“Ein Klepper“, sagte er im – k – Dialekt, „und noch dazu ein Köker, kaum dreijährig, und schon niedergetrieben wie Pharao's magere Kühe – für was kann ich den annehmen? nicht für 5 Louisd'or. – D**“, rief er, „bring die Isabelle heraus, das ist freilich ein ander Pferd.“

Da stand ich, von meinem Herrn nun gar nicht mehr angesehen, und auch von dem Händler verachtet, obwohl, wie es schien, mit meinem wahren Wert erkannt.

Indeß kam D**, ein junger Jude, der mit der Reitkunst bekannter schien, als meine vorigen Herren Bereiter mit sammt ihren großen Stiefeln, spanischen Reitern und Sandsäcken, auf einer turmhohen Isabelle, die fast für meine weitschweifige Gabelchaise zu breit war, angaloppiert; denn der Trab schien nicht ihre Forceseite zu sein, da ihr hier dann und wann die Vorderschenklel den Dienst versagten.

Farbe und Masse stand sehr zu loben, und diese beiden Eigenschaften verlangte mein Herr ja nur: war es zu verwundern, wenn sein Entschluß, mich gegen diesen Koloß auszutauschen, schon bestimmt war, als er ihn nur im Zweilicht der Stalltüre sah?

Nur Trab, beteuerte mein Herr, sei der Gang, in welchem er fahre, da, (weil er doch auch glaubte, dass Galopp im Wagen gangbar sein könnte) seine Frau bei einem schnellern Gange zu ängstlich sei.

„O D**, traf ihn doch – das Pferd hat einen englischen Tritt, einen fliegenden Traf, traf ihn –“

D** überhörte jedoch diesen Zuruf, und galoppierte fort, ein Gang, der freilich seine Isabelle im besten Lichte zeigte, die, außer ihrer Schwäche des Vorderteils, auch noch hinten so enge ging, dass sie sich ohne Pfeffer im schnellen Trabe sogleich blutrünstig gestreift haben würde.

„Der Mensch ist schwerhörig, der Lärm zu groß und das Pferd zu feurig“, versetzte der Händler zu der Entschuldigung wegen des versäumten Trabes von beiden, als sie neben mir parierend ankamen, und ich wie der Inbegriff des Hungers, der Entkräftung, der schlechten Pflege neben der Vollkommenheit der Gesundheit, der Wohlgeartheit, der guten Wartung und allen Vortheilen des Pferdehandels stand.

Die Chaussee bei Z** hatte mich bis über die Fessel rot markiert; meine Mähnen waren seit mehreren Tagen nicht ausgekämmt, mein Haar struppig und ungeputzt, meine Schenkel nicht beschoren, und ich das wahre Bild des Leidens und der Trübsal selbst, indeß die Isabelle wie leonisches Gold glänzte, ihre Mähnen wie Seide in der Luft flogen, sie die Beine eines Rehes zu haben schien, und ihren Kopf bis zu den Sternen empor trug.

„Nur bis zu jenen Gasthof“, fiel mein Herr ein, „erlauben Sie dem jungen Mann das Pferd zu reiten“, den er eben so anständig wie einen Christen behandelte, da auch in seinem Lande der Leibzoll der Juden aufgehoben war; „dort ist meine Frau, und die mag doch auch ihre Stimme – Sie wissen ja wohl, wie sonst die Weiber sind – zu dem Handel geben.“ „Recht gern“, erwiderte der dicke Herr, die Wahrheit der letzten Remisse fühlend und nach den Fenstern des großen Hauses blickend, wo die seinige hinter dem Vorhang lauschte, winkte dem Mäkler, dass er uns begleiten sollte, und der Zug, eine Parodie auf das Lied der Reikunst, ging nach der Esplanade zu.

Auf mir saß der Hausknecht, wie der Kompagnon zu dem schlechten Reiter in Tenneckers vereinigten Wissenschaften der Pferdezucht, und auf der Isabelle schien der Jude sogar auch noch das Bild des guten in jener Schrift hinter sich zu lassen; mein Herr und der Mäkler endlich stiegen wie Trabanten, beide das Geld im Kopfe, was der erste bezahlen und der letzte erhalten sollte, zu der Verschönerung des Zuges daneben her.

Madam lag unter dem Fenster.„O charmant, allerliebst!“ rief sie, unklug genug, da der Handel noch nicht abgeschossen war, und ihr gewiss jedes dieser Worte teuer genug zu stehen gekommen sein wird, „das ist ganz mein Geschmack – nun noch ein neues englisches Geschirr – aber du bringst ja den häßlichen Braunen wieder mit ?“

„Herzchen“, erwiederte mein Herr, von den Folgen dieser unpolitischen Rede in Gegenwart der Juden ergriffen, „Herzchen, der Handel ist noch nicht abgeschlossen und kann bei dieser Vorderung des Herrn – g – nie zu Stande kommen.“

„Was verlangt er denn?“ fragte sie, die Treppe herabeilend und mit meinem Herrn in den Stall gehend, „was verlangt er denn für das allerliebste Tier auf unsern häßlichen Braunen zu? Wenn es nicht gar zu viel ist, lieber Mann, so dächte ich doch, du handeltest, denn dieses Pferd ist doch noch weit schöner als dem Assek seines, der deinem Klienten den Proceß abgewann.“

„Kein Vergleich“, erwiederte mein Herr, von dieser hingeworfenen Phrase an seinen Todfeind erinnert, den er durchaus an Aufwand übertreffen musste, da es nicht an Verstand geschah, „kein Vergleich, und wenn ich noch bedenke, dass ich den Weg hieher bei dem kraftlosen Tier durch Zuschlagen und Heben meiner Gesundheit mehr geschadet habe, als diese paar Louisd'or ausmachen, und noch dazu in Erwägung bringe, dass der Mann eigentlich doch angeführt wird, da sich das Tier gar nicht reiten läßt und ich gar nicht absehe, wie er es nur jemanden zeigen will, da niemand von seinen Leuten nur halb so große Stiefel und Spornen trägt als unsere Herren Bereiter, die sich doch zuletzt gar nicht mehr aufsetzten.“

„Daran dachte ich nicht einmal“, fiel die Madam, ihn aus den Stalle führend und zu der schönen Isabelle auf den Hof eilend, ein, und nach wenig Minuten brachte ein Koppelknecht die Falbe geführt, und nahm mich dagegen auf eine Art, wie man ein geschenktes Pferd zu behandeln pflegt, mit.

Schon den Nachmittag war ich umgeschaffen, und selbst mein Herr, der scheu an der Barriere der schönen Allee herumschlich und nichts gewisseres erwartete, als dass man mich wegen meiner angedichteten Stätigkeit wieder zurückschicken würde, kannte mich nicht mehr. Gewaschen, geputzt, berupft, ausgeschoren und zusammengenprügelt, glich ich gar nicht mehr der traurigen Gestalt von vorhin, und die leonische Golbfalbe würde sich jetzt gegen mein glänzendes braunes Haar und meine weit regelmäßigere Figur gar nicht haben messen können.

„Ein Paradepferd zur Musterung wünschte ich, lieber – g –“ sagte in den Stall tretend ein ältlicher Stabsoffzier der Infanterie, „aber es muß, wie es sich für uns Infanteristen gehort, ganz fromm, schon zugeritten und vollkommen an das Militär gewöhnt, dabei brav, eine brillante Figur und im Notfall ein Läufer und Setzer sein; übrigens gilt mir das Geschlecht, Farbe, Abzeichnung und dergl. gleich. –“

„Das habe ich“, versetzte mein neuer Herr, der wohl in jeder Hinsicht unter die geschicktesten Pferdehändler zu seiner Zeit gehörte, nach mir hinweisend. „D**, bring die schöne gelbbraune Stute raus,“ rief er, und alle Hände der Koppelknechte setzten sich in Bewegung, mit Wischlappen und Schwämmen die legten Spuren meiner erst kürzlich zurückgelegten Reise als Chaisenpferd zu entfernen.

Zu wenig Minuten galoppierte ich unter meinem sehr geschickten Reiter mit einem zielichen Zaum gezäumt und einem hellroten Deckchen belegt auf dem Roßplatz herum; mir war selbst, als wäre ich in dieser Reihe von Springen schon längst unterrichtet worden, so gut wußte mich mein Reiter zu führen.

„Von Springen, sagten Sie, Herr Major? D**, laß die Stute setzen.“ Neugierig machten die müßigen Zuschauer, die sich an die nahe Barriere, die das nächste Haus umgab, angelehnt hatten, Platz. D** ritt mich in einem lebhaften Trab heran, gab mir jetzt beide Schenkel und genugsame Freiheit und ich setzte, mit aller Müdigkeit eines Einspänners, in einer Höhe darüber, dass alles zulief, mich zu bewundern und wo möglich diesen Sprung noch einmal mit anzusehen. Er erfolgte, und immer dichter ward das Gedränge um mich her.

„Das ist ein admirabler Springer“, sagte ein alter Herr, der bei Lebzeiten seines hochseligen Fürsten als Stallmeister noch Schulpferde zugeritten haben mochte.

„Was kostet der Braune?“ rief ein junger Dragonerlieutenant in dem Haufen, und der Kommandant des Infanteriebataillons führte meinen Herrn vertraulich bei Seite, mich aber brachte man in den Stall zurück.

Diesmal, dachte ich, und sah mich schon zu dem linken Flügel einer Dragonerkompagnie, diesmal wirst du Bellonens Diener; zum Unglück wird dein neuer Herr nach Art der Kornetts nur immer mit dir setzen wollen, und nicht alle Sprünge geraten wie diese; dass mich der Major nicht nimmt, setzte ich in Gedanken hinzu, ist gewiss, diesem bin ich viel zu rasch, viel zu wenig Figur und bei weitem nicht tätig und geritten genug, auch ist bei diesem Bravour nur eine Nebensache, denn im Reiten tut ihm doch bei dem ganzen Regiment, die Adjutanten ausgenommen, niemand etwas zuvor. Die könnte der Mann, den seine Dienstjahre verständig gemacht haben werden, auf eine Eigenschaft sehen, die unter ihm zum Mangel wird, die höchstens der junge Dragonerlieutenaut mit 20 Louisd'or mehr bezahlt, ihm aber umsonst zu teuer ist.

„Aber ein gutes Zaumgeld für meinen D** bedinge ich mir noch aus“, sagte mein stundenlang gewesener Herr zu dem Stabsoffizier der mit ihm in den Stall trat und befahl, mich an den Reitknecht von diesem abzugeben.

Setzt nicht oft der Mensch einen Wert in Dinge, die für ihn nicht nur schätzungslos, die auch so gar nachteilig sind! Was will der Mann mit mir machen, mit mir, die ich noch keine Fahne, keine Trommel und keine Reihe blitzender Gewehre gesehen, vielweniger ihren Gebrauch gehört habe, der nicht über Stangen setzen, wohl aber in einem ruhigen Galopp das Bataillon richten muss. Viel beratener würde er mit meinem Nachbar, dem 15jährigen aus dem fürstlichen Stall in – t – ausrangierten Wallach gewesen sein, dessen etwas kurzer Atem ihn freilich am Setzen hinderte, der aber auf mehreren Revüen in dem militärischen Dienst erfahren genug, und außer der verlangten Bravour im Laufen und Setzen, die nur eine wunderliche Marotte einem Stabsoffizier der Infanterie zur notwendigen Bedingung machen kann, ein ganz passendes Pferd für ihn gewesen wäre.

Der junge Offizier unterbrach diese Reflektion, indem er, voller Zufriedenheit mit mir, aber voller Verdruss über sein gestriges Unglück im Spiel, mich auf den Hals klopfte, dass ihm heute die Mittel, mich zu kaufen, benahm. Mich wohlgefällig betrachtend stieg der Stabsoffizier im Duplierschritt neben seinem mich führenden Reitknecht her, ihn versichernd, dass er um 45 Louisd'or einen sehr guten Kauf an mir getan hätte, und nun nichts mehr einzukaufen habe, als einen Tennecker'ischen ungarischen Sattel, die in Flugblättern und Journalen als eine Art Sättel angegeben wären, von welchen es auch dem schlechtesten Reiter herabzufallen Mühe machen würde.

Blitzschnell schlug vor Schreck der Hofadvokat das Fenster zu, als er mich auf seine Auberge zukommen sah, da er gewiss glaubte, dass ich auch für 5 Louisd'or dem Händler zu teuer gewesen wäre, und jetzt wegen meiner entdeckten Stetigkeit unter militärischer Eskorte zurückgebracht würde, indes mein Herr, triumphierend über seinen gemachten Handel, unter demselben vorbeizog.