Jack Goodwin u. Wilh. Elby, Taschendiebe

Zwei Taschendiebe und Straßenräuber zu Fuß von eigener Art; der Erste ist bloß dadurch merkwürdig daß er Morris Gefährte war und mit ihm zu gleicher Zeit hingerichtet wurde, aber nicht wegen desselben Verbrechens. Goodwin befand sich oft in Lebensgefahr, indem ihn das Gesetz zu erreichen drohete und wirklich wurde er schon in seinem elften Jahre zum Tode verurtheilt, weil er einem Kaufmanne 150 Pf.St. aus der Tasche gestohlen hatte. Er war so nichtswürdig, daß er selbst seine eigenen Cameraden bestahl. Als er mit einem andern Straßenräuber zusammen traf, wurden sie einig, sich nach London hin zubetteln; in dieser Absicht stellte sich der Andere blind und beklebte seine Augenlieder mit einer hierzu tauglichen Mischung; Goodwin war der Führer und wollte lahm seyn. Sie waren sehr glücklich gewesen und als sie nahe am Ziele ihrer Reise waren, gingen sie über einen hölzernen Steg, der über einen kleinen Fluß führte. Goodwin leitete seinen Gefährten falsch und stieß ihn ins Wasser, in welchem er bis am Kinn stand und sich weder auf die eine noch die andere Seite zu wenden wagte. Goodwin machte sich mit dem gesammelten Gelde und den Sachen davon, die sie gestohlen hatten; sein Gefährte wurde von dem nächsten Reisenden bald gerettet und nach einem Hause gebracht, wo er mit Hülfe warmen Wassers bald sein Gesicht wieder erhielt, aber zu spät, als daß er seinen treulosen Führer ausfindig machen konnte, der sich um diese Zeit schon in der Nähe von London befand. Im achtzehnten Jahre stand er wieder in Old Bailey wegen eines Raubs vor Gericht, den er in Gesellschaft mit einem andern begangen hatte und weshalb er, wie schon erwähnt, zugleich mit Morris hingerichtet wurde.

Elby war bloß dadurch merkwürdig, daß er so glücklich war, mehrere Jahre lang der Entdeckung zu entgehen, wo ungefähr ein Dutzend hingerichtet wurden, mit denen er zu verschiedenen Zeiten sich vereinigt gehabt hatte. Die langsame Strafe besserte ihn jedoch nicht, sondern machte ihn im Bösen nur noch verwegener; er pflegte oft zu sagen, die Gerechtigkeit könne ihn nicht erreichen. Er wurde endlich verurtheilt und erhielt Begnadigung; nachmals wurde er wegen Raubmord verdammt und im Jahre 1702 zwei und dreißig Jahre alt zu Fulham in der Grafschaft Middlesex in Ketten aufgehangen. Elby, war ein so bekannter Taschendieb, daß eine Wette zwischen einem Schuhmacher und einem Andern eingegangen wurde, während sie in einem Wirthshause waren, daß der Erstere alle Taschendiebe in der Welt auffoderte, sein Geld zu erhalten, wenn er auf seiner Hut wäre. Man wählte Will. Man warf eine Guinee hin, die man besonders bezeichnete, so daß man sie wieder erkenne. Der Schuhmacher nahm sie in den Mund und ging fort. Elby folgte ihm allenthalben hin nach, bis er unter die Säulenhallen von Coventgarden kam, wo er ein Schnupftuch herauszog, in welchem sich einige alte Shillinge befanden, und da das weggeworfene Geld Lerm machte, so sammelte sich sogleich eine Menge Menschen um ihn, worunter sich auch der Schuhmacher befand. Einige von den Leuten fragten Will, ob er alle sein Geld wieder habe. „Ja!“ erwiederte er, „außer einer Guinee, mit einem Zeichen, welche, wie ich glaube, dieser Herr im Munde hat,“ indem er auf den Schuhmacher wies. Der Pöbel brach diesem den Mund mit Gewalt auf und da er eine solche Guinee fand, wie sie Elby beschrieben hatte, so gab er sie ihm wieder und der Schuhmacher bekam tüchtige Maulschellen. Der Letztere kehrte wieder nach dem Wirthshause zurück, wo er die Guinee zuvor erhalten hatte und wurde derb ausgelacht; außerdem verlor er auch noch eine Wette von zwei Guineen.