Einführung des Herausgebers.

Was die Literatur zu den außerordentlichen Schicksalen dieses großen Mannes betrifft, so bemerken wir, dass er selbst zu Anfang der dreißiger Jahre bis Ende 1747 sein Leben in 12 Heften in Quartformat auf 415 enggeschriebenen Seiten in französischer Sprache niedergeschrieben habe. Er hatte dazu 6 Vignetten stechen lassen, die sich auf die Hauptereignisse seines Lebens bezogen. Die erste stellte die Einsiedler von St. Anna vor, wie sie ihre Feld- und Gartenarbeiten verrichten; die zweite ihn selbst wie er die Kühe hütet, und zur Nachtzeit mit Betrachtung der Gestirne beschäfftigt ist; die dritte, wie ihn beim Lesen eines geographischen Buchs, und von Landcharten umgeben, der Herzog Leopold antrifft; die vierte, wie er Schierling genießt; die fünfte, wie er sich in der Bibliothek mit mehreren Herren unterhält; und die sechste, die Abreise der Herzoginn von Luneville 1757. Seine Freunde, und namentlich der Abbe Calmet hatten ihn öfters zur Mitteilung seiner Memoires, und der darin verflochtenen Lebensumstände, gebeten, aber er konnte sich keinesweges dazu verstehen; „weil sie,“ — sagte er, — „von gewissen Wahrheiten strotzen, die der Delikatesse der Welt alsdann erst erträglich seyn würden, wenn sie die Zeit gereift. Und ihn an jenes tödtliche Ziel gebracht haben würden, wo der Stolz und Hochmuth der Großen und das kriechende Wesen der Kleinen unter einem Staube vermengt wären. Er wolle also mit ihrer öffentlichen Bekanntmachung so lange warten, bis die Gerechtigkeit und Wahrheit aus ihrer Verbannung zurück gebracht seyn würden, um ihre Sprache öffentlich zu führen.“

Doch schon im Jahre 1751, also 24 Jahre vor seinem Ende, wurden seine wunderbaren Schicksale in Abbe Calmets Bibliotheque Lorraine, und in Keyßler’s Reisen durch Deutschland, ihrem hauptsächlichen Inhalte nach, bekannt, aber zum Theil so oberflächlich hingeworfen, dass sie den Eindruck, den sie verdienen, unmöglich machen konnten.


Ein größeres Verdienst um die Herausgabe der Biographie unsers Düval’s erwarb sich der Staatsrath und Ritter von Koch, der in den letzten 10 Lebensjahren dieses würdigen Greises ein intimes Freundschaftsbündniß mit ihm unterhielt, und also seinen Werth besser würdigte, als viele seiner Zeitgenossen. Denn da er zugleich die sämmtlichen Handschriften bei dessen Tode geerbt hatte, war er vielleicht unter allen, die Düval’n kannten, am besten im Stande, eine Lebensbeschreibung von ihm zu entwerfen. Doch aus Schonung für das Andenken seines Freundes, den er keinem schiefen Urtheile Preis geben wollte, lieferte er dessen Biographie nur im Auszuge.

Ein Zufall spielte in der Folge Düval’s Manuscript von seiner eigenen Feder entworfen, in die Hände des Thurn und Taxischen Bibliothekars, A. Chr. Kayser, dem bei der Herausgabe die Hände weniger als seinem Vorgänger gebunden waren, und ihr also auch noch mehr Neuheit und Werth geben konnte, Er ließ sie in zwei Theilen und in zwei Auflagen erscheinen.

Nach der Zeit erschienen in verschiedenen Volksschriften Auszüge aus dem Leben dieses merkwürdigen Mannes, die sich aber größtentheils auf die eben angezeigten Werke gründeten. Gleichwohl glaubt der Herausgeber nach solchen Vorgängern keine vergebliche Arbeit unternommen zu haben, wenn er die Schicksale Düval’s für die studierenden Jünglinge unsers Zeitalters von neuem bekannt macht. Er begnügte sich aber zu seinem Zweck nur auf das Interessanteste und Wichtigste heraus zu heben, und die Wißbegierigern auf die größern Werke eines Koch und Kayser hinzuweisen.