Anstalten zu Verfolgung der Persischen Eroberungen

Dennoch entschloss sich der Kaiser seine Eroberungen noch weiter in die Provinz Gilan auszudehnen. Ein Bericht des zu Rjäschtschu in Ghilan residierenden Russischen Konsuls und ein Schreiben des Persischen Kommendanten der Stadt, die den Wunsch, durch Russische Truppen gegen die Aufrührer geschützt zu werden, äußerten, brachten ihn zu dem Entschluss, noch in diesem Herbst Truppen nach Ghilan überzusetzen. Der Oberst Schipow ward zum Befehlshaber des dahin bestimmten Korps von zwei Bataillons Fußvolk erwählt, und der Kapitän - Lieutenant Soimonow sollte die Fahrzeuge führen, die das Korps überbrachten. ,,Aber,“ so fragte Schipow den Kaiser, ,,wie werden zwei Bataillons zur Verteidigung der Provinz Ghilan zureichen?“ ,,Hat doch,“ antwortete Peter, ,,einst der Empörer Stenska Rjäsin sich mit fünfhundert Kosaken dort halten können. Du hast zwei Bataillons geregelter Mannschaft, und zweifelst?“

Der Kaiser verließ Astrakan nicht eher, als bis er das Korps hatte abfahren sehen. *) Mit dieser Unternehmung verband er eine zweite, die auf Baku gerichtet war. Denn er verfügte bei der Rückreise nach Moskau, dass zu Kasan und Nischnei Nowghorod in aller Eile dreißig große See -Fahrzeuge (Hek- Böte) erbauet und mit Aufgang des Eises nach Astrakan geschickt werden sollten. Damit es an nichts fehle, ließ er zu Kasan den Major von der Garde Rjumänzow und zu Nischnei-Nowghorod den Fürsten Jusupow zurück, um über den Bau die Aufsicht zu haben. Dem General Matuschkin zu Astrakan aber sandte er den bündigen Verhaltungsbefehl: ,,Sobald aus Kasan fünfzehn Hek - Böte ankommen, so fahre damit nach Baku und erobere es. **)


*) Anmerkung 16 a.

**) Müllers S. R. G. VII. S. 320 S. auch Anmerkung 16 b.


Der Kaiser hatte am 5/10 November Astrakan verlassen. Die Eisschollen der Wolga nötigten ihn, einen großen Teil des Weges bis Zarizin zu Pferde zu machen. Mit Bedauern sah er hier die Trümmer der verfehlten großen Arbeit, die Wolga mit dem Don zu vereinen. Kurz vor dem Schlusse des Jahres (Dez. 15/20) kam Peter mit seiner Gemahlin von dem beschwerlichen Feldzuge zurück. Es war der letzte, von dem er wiederkehrte. Auch jetzt hielt er (Dez. 18/29) einen feierlichen Einzug, an dem nützlichen Tage, an welchem er ein Jahr vorher nach dem glorreichen Schwedischen Frieden in die Hauptstadt eingezogen war. Er zog durch drei Ehrenpforten, deren eine das Bild der Stadt Derbent zeigte. *) Die Schlüssel der Stadt wurden vor dem Kaiser hergetragen, der in seiner Regiments-Uniform folgte. Der Zug ging zur Wohunng des Knes-Cäsar, welchem der Kaiser unter Überlieferung der Schlüssel, wie gewöhnlich, Bericht von dem geendeten Feldzuge abstattete, und nicht verhehlte, dass diese Schlüssel mit dem Leben von siebentausend Russen erkauft seien.**)

*) Anmerkung 17.

**) Weber II. S. 78. Anmerkung 18.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Leben Peters des Großen. Bd 3