Weiterer Bau von Petersburg

Die Unterwerfung von Liefland und Estland hatte nun Petern den Besitz der Neva auf immer gesichert, und dies war ihm ein neuer Antrieb, die Aufnahme von Petersburg zu befördern. Die öffentlichen und Privatgebäude waren bis dahin nur von Holz gebaut, die Befestigung der Admiralität und der Zitadelle hatte nur aus einem schlechten Erdwall bestanden, und ungepflastert waren die Straßen gewesen. Jetzt befahl Peter den Bau mehrerer und festerer Gebäude für die See- und Handelsleute. Den Ministern, der Generalität und dem vornehmen Adel ward angedeutet, dass sie sich steinerne Wohnungen erbauen müssten. Auf der Petersburgischen Insel wurden Anfuhrten angelegt, und auf der Insel Retusari ward der Anfang mit dem Bau eines Kriegs- und Kauffahrteihafens gemacht, in welchem die Ostseeflotten ihren beständigen Aufenthalt haben sollten, und wo die Schiffe, für welche die Neva nicht tief genug wäre, ihre Waren aus – und einladen könnten*). Um den Petersburgern zu zeigen, welcher Bauart er den Vorzug gebe, legte Peter mit eignen Händen ein Haus an, welches nach Preußischer Art von Fachwerk errichtet wurde, und das für die übrigen zu erbauenden Häuser, vermöge einer öffentlichen Bekanntmachung, als Muster galt. Nun erhoben sich bald auch (1711) die ersten Häuser auf der Wiburgischen Seite; und auf Wassili - Ostrow baute Menschikow den großen Palast, welcher später dem kaiserlichen Land-Kadettenkorps zur Wohnung diente**).

Der Plan, Petersburg zur schönen Stadt und zur Zarischen Residenz zu machen, nahte sich seiner Reife.


Wie sehr Peter diese Gegend am Ausflusse der Neva lieb gewann, das bezeuget auch der Bau von sechs Landhäusern, die er in dem einen Jahre 1711 veranstaltete. Für seine Gemahlin erbaute er in einer anmutigen Gegend unter der Fontanka, die in die Neva fällt, und zwar nahe der Stelle, wo er im Jahre 1703 zwei Schwedische Schiffe eroberte, einen ländlichen Lustort, und nannte ihn Katharinenhof. Neben dem hölzernen Hause, nach Holländischer Art erbaut, fehlte auch nicht ein Kanal und ein Hafen, in welchen man mit Schaluppen aus der Mündung der Neva einlaufen konnte. Unfern mitten in der Neva war ein sogenanntes Observatorium (Potsornoi Dworez) von Ziegelsteinen errichtet, wo der Zar sich oft allein aufhielt, und des Vergnügens genoss, mit einem Fernrohre die in der See ankommenden und abgehenden Schiffe zu beobachten. Nicht weit von Katharinenhof am Ufer des Meerbusens, der dort verschiedene Inseln bildet, wurde für die Prinzessin Anna Petrowna ein Lusthaus, Annenhof, und neben diesem ein anderes, Elisabethhof, für die Prinzessin Elisabeth Petrowna ***) erbaut. Auf der Wiburgischen Seite erhob sich der Palast Dubki, oder das Eichenhaus, neben welchem Peter ein Lustwäldchen von Eichen, seinen Lieblingsbäumen, pflanzen ließ. Die vortrefflichste Gegend an dem Meere wählte er zu dem Lustschlosse Strelna. Aber das prächtigste Lustschloss, was er in diesem Jahre anzulegen begann, war Peterhof ****). Es ward sein liebster Aufenthalt.

So nahte des Zaren Plan, Petersburg und dessen Umgebungen der Zarischen Residenz würdig zu machen, immer mehr seiner Vollendung.

*) Tagebuch I. S. 282. Büschings Erdbeschr. I. S. 772. Storch V. 15. S. auch Anmerkung I.
**) Petersb. Journal VIII. S. 30.
***) Nachherige Kaiserin. Anmerk. 3.
****) Petersburger Journal. Vll. 417.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Leben Peters des Großen. Bd 2