Vermählung der Prinzessin Anna mit den, Herzoge von Kurland. Tod des Herzogs

Die Prinzessin Anna *) ward jetzt die Gemahlin des Herzogs Friedrich Wilhelm von Kurland. Der Freude hingegeben, feierte Peter während des Winters 1710 in seiner Neva-Stadt mit großem Gepränge (Okt. 31./ Nov. 11.)) das Vermählungsfest.

Unter den Feierlichkeiten, die in Folge dieser Begebenheit angestellt wurden, zeichnete sich eine Zwergen-Hochzeit aus, die zur Charakteristik des Geistes der Zeit eine Erwähnung verdient. Sie wurde mit allen Zeremonien, die bei der Vermählung eines regierenden Fürsten beobachtet wurden, gefeiert: aber alle handelnde Personen, Marschälle, Untermarschälle und Bediente waren, dem Brautpaare gleich, Zwerge, zwei und siebzig an der Zahl. Alt herkömmlich war in Russland die Freude an Zwergen, die zugleich die lustigen Personen machten, und die Freiheit hatten, über alles nach ihrer Weise zu spotten. Den Zaren belustigten die Possen und der Tanz dieser missgestalteten Gesellschaft, die aus allen Gegenden des Reichs, zum Teil aus Fernen von mehrern hundert Meilen, für diesen Augenblick zusammen geführt waren **).


Aber die Freude über die Vermählung der Prinzessin Anna ward schnell getrübt. Vierzehn Tage nach dem Beilager erkrankte der Herzog auf seiner Reise nach Kurland, und starb zu Duderhof.

*) Nachher (1736) Kaiserin.
**) Weber III. S. 385. f.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Leben Peters des Großen. Bd 2