Triumph

Peter war indes, nachdem er den Sieg bei Tweremünde erfochten, und die Galeeren, ohne seine Schiffsflotte in Gefahr zu setzen, mit Entschlossenheit und Glück im Angesichte der Schwedischen Flotte zu ihrer Bestimmung geleitet hatte, mit dem Hochgefühle, dass er zum ersten Male Meister von der Ostsee sei, mit sechs Galeeren und der eroberten Schwedischen Eskadre nach Petersburg zurück geeilt. Am 9/20 Sept. langte er daselbst an. Als die Eskadre bei der Slobode erschien, waren überall die Pforten ausgeziert. Überall wehten Flaggen, und die Ankommenden wurden nicht nur aus den Häusern mit Freudenschüssen, sondern auch von der Admiralitäts- und Petersburgischen Festung mit allen Kanonen begrüßt. Die Mannschaft stieg jetzt ans Land; die feindlichen erbeuteten Flaggen wurden von den Schiffen getragen, die Gefangenen in die Stadt geführt, und die eroberten Schiffe, so wie sie in Schlachtordnung gestanden hatten, vor einem Platz bei der großen Neva zur Schau gestellt *). Das Hauptschiff, war die Schwedische Fregatte, der Elephant, und auf sie bezog sich das Emblem der Siegespforte, ein Adler auf einem Elefanten sitzend, mit den Worten: „Der Russische Adler fängt keine Fliegen.“

Der Siegeszug der Überwinder und Überwundenen ging durch diese Siegespforte in die Festung, wo die Sieger feierlich ihre Belobung und ihren Lohn empfangen sollten. Da nach dem Geiste, welcher Peters ganze Staatsverwaltung beseelte, nur echtes Verdienst zu, Ehrenstellen hob, und er, um ein großes Beispiel zu geben, scheinbar sich selbst der Regentschaft entäußert, und im Dienste des Staates, anderen gleich, von Stufe zu Stufe sich aufgedienet hatte, so war es auch jetzt der Vize-Zar, Romadonoweki, der, auf einem Thron sitzend und von allen Senatoren umgeben, der Sieger harrte. Der Kontre-Admiral Peter Alexiewitsch, in den Senat gefordert, stattete nun Bericht über die Seeunternehmung und den Sieg bei Tweremünde ab. Dann erhielt er den Dank für den glänzenden Dienst, welchen er dem Reiche geleistet habe, und zum Lohn empfing er die Stelle eines Vize-Admirals der Flotte. Der Ruf: „Heil dem Vize-Admiral!“ *) erfüllte sofort das ganze Gemach. Seine Mitkämpfer wurden nicht vergessen. General Weide, der mit Peter im Vordertreffen gefochten hatte, erhielt den Andreas-Orden. Die übrigen Offiziere wurden mit goldenen, die Gemeinen mit silbernen Medaillen und Geld beschenkt **). Nach feierlichem Dank begab sich Peter auf seine Schaluppe, ließ die Vize-Admirals Flagge wehen und nahm in Menschikows Pallast die Glückwünsche an.


*) Sdrastwi Vize-Admiral.
**) Tagebuch I. S. 516.


Wie er nach der Poltawischen Schlacht den gefangenen Rehnschöld ehrte, so ehrte er auch jetzt den bei Tweremünde gefangenen Schweden Ehrenschild. „Sehet hier,“ sagte er zu den umstehenden vornehmen Russen, „sehet hier einen tapferen und treuen Diener seines Herrn, der sich der höchsten Belohnung bei ihm würdig gemacht hat. Zwar viele brave Russen hat er getötet; aber er hat seine Pflicht getan, und so lange er bei uns verweilt, kann er meines ganzen Wohlwollens versichert sein.“ Ehrenschild dankte. „Ich tat nur,“ sagte er, „was ich zu tun schuldig war. Besiegt, war es mein Trost, dass ich solchen tapfern Kriegern erlag, und der Gefangene eines so erhabnen See-Offiziers ward. Ich habe meinen Tod gesucht; aber er scheint mich geflohen zu haben, damit ich an der Neva Augenzeuge sei, wie im Zeitraum weniger Jahre ein großer Geist die Nation umzuschaffen vermochte“ *).

*) Weber I. S. 25. Nordberg II. 525
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Leben Peters des Großen. Bd 2