Stephanus Javorsky

Nicht nur dieser Mordanschlag ward mit dem Tode bestraft, sondern er veranlasste auch den Zaren zu einer Untersuchung gegen diese Sektierer und zu einem Versuch, sie durch Unterricht zu der allgemeinen Kirche zurück zu leiten *). Aber der Fanatismus wurde nur noch mehr dadurch entzündet. Zu denen, die nach der Märtyrerkrone strebten, gehörte vor anderen der Priester Demetrius Jewodokinowitsch, auch Deruschki genannt. Nicht nur predigte er öffentlich gegen die Verehrung der Heiligen und andere Punkte des herrschenden Griechischen Gottesdienstes; nicht nur wiederholte er, mit Verachtung aller gütlichen Warnungen der Klerisei, diese seine Deklaniationen; er drang sogar an dem Feiertag des heiligen Alexius in die öffentliche Versammlung, und zerhieb die Bilder dieses Heiligen und der Mutter Gottes mit einer Axt **). Der Wahnsinnige ward ergriffen und als ein Ketzer, Bilderstürmer und Ruhestörer, vermöge eines Urteils der heiligen Synode, öffentlich verbrannt. Peter, hievon zu spät unterrichtet, missbilligte diese Schärfe und zog die Urheber dieses schrecklichen Autodafe zur Verantwortung.

*) Stählin S. 308.
**) Weber I. S. 58. Der wahre Name des Ketzers findet sich bei Martini a. a. O. Vergleiche auch Reichards Staat von Russland S. 633.


Ein Eiferer, der Metropolit von Resan, Stephanus Javorsky, stand jetzt auf, verteidigte in einer Schrift: Fels des Glaubens *), den Bilderdienst und sprach sein Verdammungs - Urteil über die Andersdenkenden. Peter hatte schon lange die Missbräuche, die mit der Bilder - Verehrung getrieben waren, abzustellen gesucht. Die Heiligen, die alle Wände füllten, hatten dem Christus-Bilde Platz gemacht, und die bildervollen Hütten der Mönche (Startzi) die an den Hauptgassen die Verehrung und das Geld der Vorübergehenden heischten, waren auf seinen Befehl weggegeräumt worden. Natürlich ward nun der Druck der Schrift des Eiferers Javorsky verboten; die Geistlichen mussten Sanftmut gegen die von dem Lehrbegriff der Kirche Abweichenden geloben **) und mit gezwungener Einstimmung des Synods erging eine Verordnung, dass die Roskolniks von der Griechisch-Russischen Kirche zwar abgesondert bleiben, jedoch alle Vorrechte mit andern Untertanen genießen, und sich nur in der Kleidung durch einen roten Streifen auf dem Rücken unterscheiden sollten. Die Verachtung, die dieses Unterscheidungszeichen nach sich zog, war hier wirksamer, als Lehre und Strafe. Sie führte in kurzer Zeit einen großen Teil der Sektierer ohne Zwang in den Schoß der herrschenden Kirche zurück ***)

*) Kamien Wiery. Die Schrift ist erst 1728 im Druck erschienen.
**) Weber I. S. 215.
***) Anmerkung 43.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Leben Peters des Großen. Bd 2