Steenbock dringt in die Dänischen Staaten

Graf Steenbock, kühn wie sein König, und trunken vom jüngst erfochtenen Siege, fasste den verwegenen Entschluss, den Krieg ins Herz der Dänischen Lande zu spielen. Entweder dachte er durch diesen raschen Schritt Dänemark zu einem billigen Vergleiche zu zwingen, oder nach Jütland bis Fladstrand vorzudringen, und von dort sein Heer auf einer Schwedischen Flotte in die Heimat zurück zu führen. Bestärkt wurde er in diesem Vorhaben von dem Grafen Welling. Welling war Schwedischer Statthalter von Bremen und Verden gewesen. Jüngst von den Dänen vertrieben, glühte er von Rache gegen die Feinde seines Königs. „Jetzt,“ so sprach er, „sey der Augenblick gekommen, dem Erbfeind der Schweden das Messer an die Gurgel zu setzen. Der kluge Zar werde sich schon bedenken, ehe er in die Halbinsel nachrücke. Ein bevorstehender Angriff der Türken, die von neuem gegen die Russen auf gereget wären, würde ihn in die Heimat zurück rufen. Auf jeden Fall könne aber die unüberwindliche Festung Tönningen den Schweden zum Rückhalt dienen“ *).

So sprach Welling, und Steenbock folgte. Er sah nicht das Netz, das schon, ihn zu bestricken, gespannt wurde. Vor ihm, bei der Festung Reedshurg, stand der König Friedrich von Dänemark mit seinem Fußvolk, das noch mit fünf tausend Normännern verstärkt war, und hinter ihm vereinigte sich die Dänische Reiterei mit den Sachsen und Russen, deren Bewegungen vom Zaren selbst geleitet wurden.


Steenbock hatte, durch Welling gereizt, seinen Eintritt in Holstein mit der nie zu rechtfertigenden Einäscherung von Altona eröffnet**). (1713 Jan. 8 ) Jetzt drang er tiefer in die Zimbrische Halbinsel vor.

*) Gesch. des Holstein-Gott. Hofes S. 24.
**) Anmerkung 30.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Leben Peters des Großen. Bd 2