Schreckliche Erinnerung aus Peters Jugendzeit

Eine schreckliche Erinnerung aus seiner Jugendzeit erschütterte Petern, während er diesem großen Plane nachhing.

Als er auf der Admiralitätswiese einige hundert neu angekommener Matrosen musterte, traf ihn der Anblick eines dieser Matrosen so gewaltig, dass er einige Schritte zurück trat und den Kerl zu ergreifen befahl. Der Matrose sank auf seine Knie und schrie: „Ich bin des Todes würdig. Gnade! Gnade!“ Keiner wusste sich's zu erklären, was vorging und welches Verbrechens der Ergriffene schuldig sei. Jetzt erging des Zaren Frage an ihn: „Bist du nicht ein Strjelitz, und bist du nicht derselbe, der mir, als ich ein Knabe war, im Troitzkoikloster vor dem Altar das Mordmesser an die Kehle gesetzt hat?“ Der Matrose gestand alles; er erzählte, wie er als ein junger Mensch in den Aufruhr verwickelt worden sei, wie seine Schandtat ihn gereuet, er sich durch die Flucht der Strafe entzogen, Jahre lang in Wüsteneien kümmerlich gelebet, sich endlich als ein Sibirischer Bauer bei der Admiralität in Archangel zum Dienst angegeben und bisher treu gedienet habe. Der Zar, durch das aufrichtige Geständnis gerührt, schenkte ihm das Leben; doch ward er in die entfernteste Provinz des Reiches geschickt und ihm bedeutet, dass er sich bei Todesstrafe nie wieder vor dem Zaren blicken lassen solle *).


*) Stählin nach Trubetzkoys und Bruyns Erzählungen, S. 7S.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Leben Peters des Großen. Bd 2