Peters Liebe zur Astronomie

Solche Warnungen waren bei der noch immer umher schleichenden Unzufriedenheit mit Peters Neuerungen keinesweges unnötig. Dahin zielte auch ein Vortrag, den Peter bei Gelegenheit einer, in diesem Jahre (1715) einfallenden Sonnenfinsternis zu halten für dienlich fand. Das Studium des Seewesens hatte Peter längst auf die Himmelskunde geleitet. Sehr freute ihn daher, als er bei dem Feldzuge in Holstein auf dem Schlosse Gottorp war, die Ansicht des dortigen Kunstwerks, einer großen Himmelskugel, der größten, welche die Kunst hervorgebracht hatte *). Der Herzog Administrator sah sich dadurch veranlasst, sie dem Zaren zum Geschenk anzubieten. Peter nahm es mit der Äußerung an, es sei im ganzen Lande kein angenehmeres Geschenk für ihn zu ersinnen gewesen. Unter nicht geringen Schwierigkeiten ward der Globus nach Russland geführt. Als er an der Neva anlangte, konnte Peter sich nicht von dem Kunstwerk trennen. Er behielt es nahe bei sich im Sommerhofe, wo er ein besonderes Haus und ein zierliches Gestell dahin bauen ließ, und sich fast täglich mit dem Studium der Himmelskunde beschäftigte **). Eine große Finsternis, die bevorstand, ließ er nun öffentlich vorher verkündigen, und warnen, dass man sie nicht bei den gegenwärtigen Zeitläufen als eine böse Vorbedeutung für die Regierung auslegen möge. Am Tage aber, da die Finsternis einfiel, versammelte er eine Menge Menschen und besonders die Petersburgische Geistlichkeit auf das dazu verfertigte Observatorium, und gab sich die Mühe, allen Anwesenden die Ursachen dieser Verfinsterung ausführlich zu erklären und so dem Aberglauben zu wehren, der die Natur-Erscheinung zu seinem Zwecke zu missbrauchen geneigt schien.

*) Sie war von Adam Busch unter Olearius Aufsicht für den Herzog Friedrich III. von Schleswig-Holstein verfertigt worden.
**) Stählin a. a. O. S. 348 f. Anmerk. 47.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Leben Peters des Großen. Bd 2