Peter schifft nach Kopenhagen

Im Junius verließ Peter Pyrmont, um in Mecklenburg die mit Dänemark verabredete Unternehmung auf Schonen zu veranstalten. Eine Russische Flotte von etwa 40 Galeeren war in Rostock angelangt, und eine ansehnliche Russische Landmacht hatte sich, bis sie von Dänischen Transportschiffen abgeholt ward, in Teklenburg auf die Rittergüter gelagert. Die bevorstehende Kriegs-Unternehmung rechtfertigte es schon, dass die Truppen an dieser Küste der Ostsee versammelt waren. Aber noch eine gedoppelte Nebenabsicht hatte Peter geleitet; teils wollte er durch diesen militärischen Druck den Mecklenburgischen Adel, der mit dem Herzog in weitläufige Irrungen geraten war, zu einem Vergleich vermögen, teils den Besitz von Wismar noch für den Herzog und so mittelbar für sich zu erlangen suchen. Daher nahm er die, Insel Poel nebst dem neuen Kloster in Besitz, und bot im Namen des Herzogs dem Dänischen und Großbritannischen Hof große Summen für die Abtretung Wismars. Aber man wich seinen Anträgen sowohl hier, als am Kaiserlichen Hofe mit Geflissenheit aus. Indes stellte Peter zu Rostock wegen Einschiffung der Truppen die nötigen Befehle, und ging dann, ohne den Abgang derselben abzuwarten, an Bord einer Galeere auf die Reise nach Kopenhagen, wohin ihm auch seine Gemahlin zu Lande folgte. Auf der Dänischen Insel Falster, wo der Zar gelandet war, sah er schon einen Teil der Russischen Galeeren nahen, die drei Regimenter Fußvolks führten. Mit ihnen segelte er nun nach der Dänischen Hauptstadt, wo die Galeeren-Flotte in den Hafen aufgenommen und für die Landtruppen nahe bei der Stadt ein Lager abgestochen ward. Bald auch kam eine Russische Flotte von dreizehn Schiffen, unter dem Kapitän-Kommandeur Sievers, aus Reval an, und gesellte sich zu den übrigen zehn Russischen Schiffen, die unter dem Kapitän-Kommandeur Schölling dort schon versammelt waren. Auch eine Englische und Holländische Flotte fand sich vor Kopenhagen ein. Man erwartete noch die Rückkehr einer Dänischen Eskadre, die unter dem Vize-Admiral Gabel nach Norwegen gesegelt war, und als diese endlich anlangte, war schon der Junius verflossen *).

*) Anmerkung 56.


Die jetzt versammelte ansehnliche Flotte war bereit, der Schwedischen Flotte, die im Baltischen Meere kreuzte, die Spitze zu bieten, die Kauffahrtei-Flotte aller Nationen nach ihrer Bestimmung zu geleiten und die Landung auf Schonen zu decken. Aber noch fehlten die Landungs - Truppen. Der größte Teil der Russen, die, mit den Dänen vereint, zur Landung bestimmt waren, befanden sich noch immer in Mecklenburg, und warteten auf Dänische Schiffe, die sie nach Seeland überbringen sollten.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Leben Peters des Großen. Bd 2