Peter missbilligt das Preußische Neutralisations-System. Die Gunst Menschikows wankt

Er erwartete einen besseren Empfang, als seiner harrte. Die Könige von Dänemark und Polen, ohne deren Beistimmung der Sequestrations-Verein zu Schwedt geschlossen war, hatten nicht wenige Bedenklichkeiten dagegen erregt. Dänemark besonders war unzufrieden, dass Menschikow zum Besten des Hauses Gottorp zu handeln, sich hatte verleiten lassen. Peter selbst war es nicht lieb, dass ihm die Hände gebunden sein sollten, künftig in Pommern wirksam zu sein. Für eine elende Geldsumme hatte Menschikow, durch Geschenke geblendet *), eine vollendete Eroberung fahren lassen, und einen alten Bundesgenossen von Russland abwendig gemacht, ohne sich in der Person des Königs von Preußen einen neuen zu erwerben. Peter hielt seine vorbehaltene Genehmigung des Traktats zurück, und die große Gunst, welche Menschikow bisher sich bei seinem Herrn zu erhalten gewusst hatte, wurde auf eine Zeit lang erschüttert. Umsonst schob Menschikow alle Schuld auf Flemming, der ihn durch seine Ratschläge verleitet habe. Ohne Katharinens Fürsprache wäre er verloren gewesen. Sie aber stellte ihrem aufgebrachten Gemahle vor, wie sehr ihm bei seiner großen Absicht, die Alt-Russischen Sitten zu mildern, unter der Menge widerstrebender Großen ein Mann von Mut und Geschicklichkeit Not sei, der seine ganze Größe nur ihm verdanke, und Seinen Willen zur einzigen Richtschnur seiner Handlungen mache. Ein solcher Mann sei Menschikow. Einen, der ihm gleiche, werde er nie finden, und was er bisher geleistet, verdiene ihm wohl einige Nachsicht seines jetzigen Versehens. Peter ließ sich zwar besänftigen; aber lange begegnete er ihm mit Kaltsinn, namentlich bei öffentlichen Begebenheiten. So suchte er nicht nur den Dänen einige Genugtuung zu geben, sondern auch seinen Hofleuten in einem warnenden Beispiele zu zeigen, dass er selbst seinem Lieblinge keinen Fehler übersehe **).

*) Anmerkung 33.
**) Bassewitz a. a. O. S. 293 f. 301.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Leben Peters des Großen. Bd 2