Hufhier Frieden
Schafirows Wiederkehr scheuchte schnell jede Sorge. Nach einer solchen Grundlage konnte die Schlussverhandlung nicht schwierig sein. Der Großvezier hatte gefunden, dass nach dem, was schon eingeräumt war, die Hauptabsicht des Krieges, die, den Türken fürchterlich werdende, Russische Macht am schwarzen Meere zu brechen, schon erreicht sei. Es kam noch die Räumung von Polen und die Auslieferung des Fürsten Kantemir zur Sprache. Das erste bewilligte Peter, nicht das letzte. „Viel lieber,“ sagte er zu Schafirow, „überlass' ich den Türken das ganze Land bis Kurska. Mir bleibt die Hoffnung, es wieder zu gewinnen. Aber der verlorene gute Glaube kann nicht wieder gewonnen werden. Wie ertrüge ich den Gedanken, einen Fürsten, der sein Fürstentum für mich aufgeopfert hat, dem Feinde auszuliefern? Wir haben nichts eigenes, als die Ehre; ihr entsagen, heißt aufhören, Fürst zu sein“ *).
*) Hist. de. l’emp. Ottom. par Cantemir. IV. p. 428. Anmerkung 16.
Poniatowsky hatte indes schon mit Anbruch des Tages dem König von Schweden einen Boten nach Bender geschickt, und ihn von den Vorgängen unterrichtet. Er hoffte, Karl würde sich jetzt zur Überkunft entschließen, und schon in dieser Aussicht suchte er dem Abschluss des Friedens tausend Hindernisse in den Weg zu legen. Er streute Geld unter die Janitscharen und Artilleristen aus, um sie gegen den Großvezier aufzubringen; er fragte den Vezier, welche Sicherheit er habe, dass die Bedingungen gehalten würden; er bestand endlich darauf, dass man wenigstens dem König von Schweden Zeit lassen müsse, vorher auch feine Bedingungen zu machen, da denn die Pforte und Schweden für deren Erfüllung sich gegenseitig die Gewähr leisten und die Russen allenfalls mit gewaffneter Hand dazu zwingen könnten.
Der Vezier antwortete, es stehe Poniatowsky'n frei, die Bedingungen, unter welchen sein König mit Russland Frieden schließen wolle, aufzuzeichnen. Wenn Schafirow zurück käme, könne er sie ihm vorlegen.
Obgleich Poniatowsky zu Schließung eines Friedens keine Vollmacht vom Könige hatte, so setzte er doch, um die Sache, wo möglich, zu verzögern, die Nacht über ein Friedensprojekt auf, und verfügte sich damit bei Anbruch des Tages in des Großveziers Zelt.
Schafirow kam. Er überreichte dem Vezier die vom Zaren unterzeichnete Genehmigung der gestrigen Bedingungen, und bat um dessen Unterschrift. Der Vezier ergriff die Feder. Poniatowsky, der sich hinter ihn gestellt hatte, fasste seine Hand und erinnerte ihn an sein gestriges Versprechen. Aber der Vezier wies ihn mit den Worten zurück: „Da, wo ihr euern Krieg angefangen habt, mögt ihr auch durch euern Frieden ihn enden.“ Er unterschrieb *).
*) Remarques etc. p. 129.
Peter verlor auf der Ebene von Hoesti Guesty die schwer errungenen Vorteile, welche der Karlowitzer Frieden ihm gesichert hatte. Er musste in dem neuen Frieden, der, nach dem nahen Städtchen Hush *), der Hushier Frieden genannt wird, versprechen, ( Jul. 12/23) Asow in dem Zustande, worin es sich bei der Übergabe an die Russen befunden, init dem ganzen Gebiete an das Osmanische Reich zurück zu geben, die neu angelegten Festungen Taiganrok (oder Tyghan), Kamienka und Samara zu schleifen, auch das in Samara vorhandene Geschütz nebst dem Kriegsvorrat den Türken zu überlassen. Beide Frieden schließende Teile verbanden sich, künftig keine Festungen an diesen Orten zu bauen. Der Zar versprach, sich hinführo in die Angelegenheiten weder der Polnischen Kosaken, noch des Chans der Tararen einzumischen, noch sie in ihren Besitzungen zu kränken. Die Vergünstigung, einen Gesandten in Konstantinopel zu halten, ward ihm versagt, und endlich wegen des Königs von Schweden nichts weiter ausgemacht, als dass er, da er sich unter den Schutz der Pforte begeben, an der Rückreise in seine Staaten nicht gehindert, auch, insofern es tunlich, und man über die Bedingungen sich vereinen könne, ein Friede zwischen den beiden Teilen geschlossen werden solle **).
*) Anmerkung 17.
**) Anmerkung 18.
Die Freude über den Frieden war im Russischen Lager um so größer, da wenige den wirklichen Abschluss erwartet hatten *). Schnell war alles verändert. Gleich nach der Unterschrift hatte der Vezier Befehl gegeben, das Russische Heer mit Lebensmitteln zu versorgen, und sofort wimmelte das Lager der Russen von Türkischen Verkäufern, die ihren Überfluss den Darbenden zu führten.
*) Anmerkung 19.
*) Hist. de. l’emp. Ottom. par Cantemir. IV. p. 428. Anmerkung 16.
Poniatowsky hatte indes schon mit Anbruch des Tages dem König von Schweden einen Boten nach Bender geschickt, und ihn von den Vorgängen unterrichtet. Er hoffte, Karl würde sich jetzt zur Überkunft entschließen, und schon in dieser Aussicht suchte er dem Abschluss des Friedens tausend Hindernisse in den Weg zu legen. Er streute Geld unter die Janitscharen und Artilleristen aus, um sie gegen den Großvezier aufzubringen; er fragte den Vezier, welche Sicherheit er habe, dass die Bedingungen gehalten würden; er bestand endlich darauf, dass man wenigstens dem König von Schweden Zeit lassen müsse, vorher auch feine Bedingungen zu machen, da denn die Pforte und Schweden für deren Erfüllung sich gegenseitig die Gewähr leisten und die Russen allenfalls mit gewaffneter Hand dazu zwingen könnten.
Der Vezier antwortete, es stehe Poniatowsky'n frei, die Bedingungen, unter welchen sein König mit Russland Frieden schließen wolle, aufzuzeichnen. Wenn Schafirow zurück käme, könne er sie ihm vorlegen.
Obgleich Poniatowsky zu Schließung eines Friedens keine Vollmacht vom Könige hatte, so setzte er doch, um die Sache, wo möglich, zu verzögern, die Nacht über ein Friedensprojekt auf, und verfügte sich damit bei Anbruch des Tages in des Großveziers Zelt.
Schafirow kam. Er überreichte dem Vezier die vom Zaren unterzeichnete Genehmigung der gestrigen Bedingungen, und bat um dessen Unterschrift. Der Vezier ergriff die Feder. Poniatowsky, der sich hinter ihn gestellt hatte, fasste seine Hand und erinnerte ihn an sein gestriges Versprechen. Aber der Vezier wies ihn mit den Worten zurück: „Da, wo ihr euern Krieg angefangen habt, mögt ihr auch durch euern Frieden ihn enden.“ Er unterschrieb *).
*) Remarques etc. p. 129.
Peter verlor auf der Ebene von Hoesti Guesty die schwer errungenen Vorteile, welche der Karlowitzer Frieden ihm gesichert hatte. Er musste in dem neuen Frieden, der, nach dem nahen Städtchen Hush *), der Hushier Frieden genannt wird, versprechen, ( Jul. 12/23) Asow in dem Zustande, worin es sich bei der Übergabe an die Russen befunden, init dem ganzen Gebiete an das Osmanische Reich zurück zu geben, die neu angelegten Festungen Taiganrok (oder Tyghan), Kamienka und Samara zu schleifen, auch das in Samara vorhandene Geschütz nebst dem Kriegsvorrat den Türken zu überlassen. Beide Frieden schließende Teile verbanden sich, künftig keine Festungen an diesen Orten zu bauen. Der Zar versprach, sich hinführo in die Angelegenheiten weder der Polnischen Kosaken, noch des Chans der Tararen einzumischen, noch sie in ihren Besitzungen zu kränken. Die Vergünstigung, einen Gesandten in Konstantinopel zu halten, ward ihm versagt, und endlich wegen des Königs von Schweden nichts weiter ausgemacht, als dass er, da er sich unter den Schutz der Pforte begeben, an der Rückreise in seine Staaten nicht gehindert, auch, insofern es tunlich, und man über die Bedingungen sich vereinen könne, ein Friede zwischen den beiden Teilen geschlossen werden solle **).
*) Anmerkung 17.
**) Anmerkung 18.
Die Freude über den Frieden war im Russischen Lager um so größer, da wenige den wirklichen Abschluss erwartet hatten *). Schnell war alles verändert. Gleich nach der Unterschrift hatte der Vezier Befehl gegeben, das Russische Heer mit Lebensmitteln zu versorgen, und sofort wimmelte das Lager der Russen von Türkischen Verkäufern, die ihren Überfluss den Darbenden zu führten.
*) Anmerkung 19.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Leben Peters des Großen. Bd 2