Eroberung von Friedrichsstadt

Die Dänischen Truppen hatten indes nicht gesäumt, sich des Eiderstroms an dem Norder-Ditmarsischen Ufer zu bemächtigen. Jetzt kamen der Zar und der König der Dänen von Schleswig zum Heer, und es ward beschlossen, den Feind von allen Seiten anzugreifen. Vor allem galt es Friedrichsstadt, das noch von vier tausend Schweden besetzt war. Der König, so wurde beschlossen, solle mit den Dänischen und Sächsischen Truppen, auch vier Russischen Infanterieregimentern, Husum besetzt halten, um zu verhindern, dass der Feind nicht über den dahin führenden Damm gehe. Die übrigen Russischen Truppen, vom Zaren angeführt, sollten sich aber gegen den Flecken Schwabstädt wenden, von welchem ein anderer Damm nach Friedrichsstadt führte. Diesen, durch mehrere Gräben und Batterien stark geschützten Damm zu erstürmen, und sich so den Weg nach Friedrichsstadt zu bahnen, das war die den Russen beschiedene Arbeit. „Der gefahrvollste Posten ist auch der rühmlichste!“ sagte Peter, und er selbst übernahm den Angriff.

Am 11. Febr. vor Tages Anbruch begann er. Den ersten und zweiten Graben verließ der Feind ohne großen Widerstand. Festeren Fußes wurde der dritte Graben verteidigt. Die Russen aber, von des Zaren persönlicher Gegenwart ermuntert, gingen gerade auf die Batterie los, warfen Granaten in die Schießscharten und vertrieben den Feind vom Geschütz. Den Sieg hatte in Mut möglich gemacht. Physisch unmöglich war dessen schnelle Verfolgung. Die Russen mussten, um den Fliehenden folgen zu können, erst die Gräben füllen und die Batterien abtragen: denn sie zu umgehen, hinderte von beiden Seiten das überströmende Wasser. Während dieses Verzuges verließen die Schweden Friedrichsstadt. Der Zar zog am folgenden Tage ein, und der Zweck der Unternehmung war erfüllt *).


*) Tagebuch I. S. 408 f.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Leben Peters des Großen. Bd 2