Er verwirft das Neutralisations - System. Preußen, England und Holland gesellen sich zu seinen Feinden.

Aller Augen waren nach Stralsund gerichtet, und harrten des Resultates der Erfahrungen, die Karl in der Schule des Unglücks hatte sammeln können.

Besonnene Politik, dachte man, würde ihm den Vorteil berechnen, der für ihn daraus erwachsen müsste, wenn er sich dem nahen Preußen anschlösse, und in die Neutralisierung Pommerns willigte. Mit seiner vereinten Macht konnte er dann gegen den Furchtbarsten seiner Feinde, gegen Peter, wirken, und sich vielleicht einen erträglichen Frieden erfechten. Aber mit dem Starrsinn, womit Karl jüngst als Gefangener der Türken den Vezieren und Bassen getrotzt hatte, wies er auch jetzt die Preußischen Anträge ab. Er verwarf die Sequestration seiner Deutschen Staaten, uns Preußen, dessen Freundschaft er hatte gewinnen können, gesellte sich jetzt zu seinen Feinden.


Man hatte auf Frieden gehofft, und nun sah man dagegen das Kriegsfeuer sich weiter verbreiten, und in höheren Flammen aufschlagen. Denn auch von einer anderen Seite mehrten sich Schwedens Feinde. Dänemark sollte auf des Zaren und des Königs von Preußen Vermittlung Bremen und Verden an Hannover abtreten, dessen Kurfürst den Thron Großbritanniens bestiegen hatte. Dies veranlasste, dass erst die Hannoveraner, und bald auch die Engländer und Holländer, welche Karl durch den Befehl, ihre Schiffe in der Ostsee aufzubringen, erzürnte, dem großen Bündnisse beitraten. Das Haupt des Nordischen Bundes, dies verkannte Keiner, war Zar Peter. Ohne ihn konnte Hannover den Besitz von Bremen und Verden nicht behaupten; ohne ihn blieb Dänemarks großer Wunsch, sich Holstein-Gottorp zuzueignen, unerfüllt. Ohne ihn konnte Preußen sich nicht in Pommern ausbreiten, Holstein-Gottorp keine Entschädigung erwarten, König August nicht ruhig in Polen herrschen.

Der Herzog-Administrator von Holstein war der erste gewesen, der Karl bei seiner Zurückkunft bewillkommt, und sich enger mit ihm verbunden hatte. Er war auch der erste, der die Folgen dieser Geflissenheit trug. Das Stift Lübeck, welches schon von den Dänen geräumt war, ward aufs neue von ihnen besetzt, und erst im folgenden Jahre zurück gegeben, nachdem die zur Untersuchung ernannten Schiedsrichter, die vormundschaftliche Regierung gerechtfertigt und von allem Anspruch befreit hatten.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Leben Peters des Großen. Bd 2