Über die Zeit des Holzfällens

Bei den Forstmännern herrscht hinsichts der günstigsten Zeit zum Holzhauen die Meinung vor, dass dazu derjenige Zeitpunkt gewählt werden müsse, in welchem der Saft sich in dem Zustande der größten Ruhe befindet, oder wo die Bäume denselben in geringster Menge enthalten. Die gewöhnlichste Zeit zum Holzfällen ist daher die vom Oktober an bis zum Ende des Märzes. Allein die Untersuchungen, welche Duhamel angestellt hat, ergaben, dass dieser Zeitraum keinesweges derjenige ist, in welchem die Bäume am wenigsten Saftwasser haben, und dass auch der Holzschlag in den anderen Jahreszeiten ein nicht minder befriedigendes Ergebnis geliefert hat. Alles wohl erwogen, sagt dieser gründliche Beobachter, kann man sich doch immer nur an dasjenige halten, was man durch Versuche wirklich ermittelt hat. Es ist aber Tatsache, dass die Bäume im Winter ebensoviel Saft enthalten, als im Sommer, und dass sie im Frühjahr und in der warmen Jahreszeit nur schneller austrocknen. Nach seinen zahlreichen und gründlichen Forschungen haben im Sommer geschlagene Hölzer sich weit besser aufbewahrt als die im Winter gefällten. Das Holz von beiden Schlagzeiten hat die nämliche Stärke und Elastizität besessen; endlich ist es auch ausgemacht, dass der Zeitpunkt des Fällens durchaus keinen Einfluss auf die Dauerhaftigkeit und den Gebrauchswert der Hölzer hat.

Aus: Archiv für Landeskunde in den Großherzogtümern Mecklenburg und Revue der Landwirtschaft. 1852


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Landwirtschaftliche Miszellen aus dem Jahre 1852