Die gewöhnliche Brennnessel

Unsere gewöhnliche Brennnessel (Urtica dioica), die in trockenem Schuttboden, an Hecken und Wänden unverwüstlich wächst, die bei und höchstens als Futter für junge Gänse, in China aber schon als Gespinnstpflanze verwendet wird, kann mit allem Rechte als eine Art Hauspflanze betrachtet werden. Frühzeitig im Februar rücken die jugendlichen, zarten Blätterspitzen der Nessel hervor, die man als Küchenkraut zu Suppen oder zu einem spinatartigen Gerichte nehmen kann. Der eigentümliche Geschmack dieses Krautes wird sicherlich bald Freunde finden. Man kann die Pflanze auch ganz gut treiben und sie auf angegebene Weise im Winter benutzen. Zu diesem Zwecke sammelt man die kriechenden Wurzeln und pflanzt sie auf ein Warmbeet oder in Töpfe, die in einem Treibhause bald eine Menge zarter Schösslinge bekommen, die sogar gebleicht werden können, indem man sie mit andern Töpfen zudeckt. Die Nessel wurde auch schon in einem Traubenhause dicht an den Heizkanal gepflanzt, wodurch man einen vorzüglichen Nesselkohl in der letzten Woche des Januars erhielt.

Aus: Archiv für Landeskunde in den Großherzogtümern Mecklenburg und Revue der Landwirtschaft. 1852


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Landwirtschaftliche Miszellen aus dem Jahre 1852